Schwache Quartalszahlen Deutsche Wirtschaft schrumpft überraschend um 0,2 Prozent

Berlin · Die deutsche Wirtschaft ist im zweiten Quartal erstmals seit Anfang 2013 geschrumpft. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) sank im Zeitraum April bis Ende Juni 2014 im Vergleich zum Vorquartal preis-, saison- und kalenderbereinigt um 0,2 Prozent, wie das Statistische Bundesamt am Donnerstag in Wiesbaden mitteilte.

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Foto: dpa/Julian Stratenschulte

Die deutsche Wirtschaft ist im zweiten Quartal erstmals seit Anfang 2013 geschrumpft. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP)
sank im Zeitraum April bis Ende Juni 2014 im Vergleich zum Vorquartal preis-, saison- und kalenderbereinigt um 0,2 Prozent, wie das Statistische Bundesamt am Donnerstag in Wiesbaden mitteilte.

Zuletzt hatte es nach neu berechneten Zahlen im ersten Quartal 2013 (minus 0,4 Prozent) einen Rückgang der Wirtschaftsleistung gegeben. Nach dem rasanten Start ins laufende Jahr bekam die deutsche Konjunktur damit den von vielen Volkswirten erwarteten Dämpfer. Allerdings korrigierten die Statistiker die Wachstumsrate für das erste Quartal leicht nach unten von 0,8 Prozent auf 0,7 Prozent. Damals profitierte etwa die Baubranche vom milden Winter.

Nun sorgten die zahlreichen Krisenherde rund um den Globus für Verunsicherung, insbesondere der Russland-Ukraine-Konflikt und die Entwicklung im Nahen Osten. Dem konnte sich die Exportnation Deutschland nicht völlig entziehen.

Die Exporte stiegen nach Angaben des Bundesamtes im Vorquartalsvergleich weniger stark als die Importe, daher wirkte sich der wichtige Außenbeitrag negativ auf die deutsche Wirtschaftsentwicklung aus. Zudem fiel die sonst übliche Frühjahrsbelebung nach dem außergewöhnlich starken Jahresauftakt schwächer aus. Der Konsum entwickelte sich weiter positiv.

Frankreich halbiert Prognose

Unterdessen hat die französische Regierung angesichts der Konjunkturflaute ihre Wachstumsprognose für 2014 halbiert und rechnet nun mit einer höheren Neuverschuldung. Das Bruttoinlandprodukt werde voraussichtlich nur um 0,5 Prozent wachsen, schrieb Finanzminister Michel Sapin in einem Gastbeitrag für die Tageszeitung "Le Monde". Es sei zudem unwahrscheinlich, dass es 2015 zu einem Wachstum von deutlich mehr als einem Prozent reichen werde.

Bislang war die Regierung für 2014 von einem Plus von 1,0 Prozent ausgegangen und hatte für 2015 mit 1,7 Prozent gerechnet. Durch das geringere Wachstum werde das Staatsdefizit in diesem Jahr wohl über der Vier-Prozent-Marke liegen, so der Minister.

Angestrebt wurden bislang 3,8 Prozent. Das Bruttoinlandsprodukt hatte von April bis Juni im Vergleich zum Vorquartal erneut stagniert, wie das Statistikamt Insee mitteilte. Von Reuters befragte Ökonomen hatten mit einem Plus von 0,1 Prozent gerechnet. Anfang 2014 hatte die nach Deutschland zweitgrößte Volkswirtschaft der Euro-Zone ebenfalls stagniert. Die Notenbank des Landes erwartet auch im Sommer keine kräftige Belebung. Die Wirtschaft soll dann um 0,2 Prozent wachsen. Frankreich leidet unter einer hohen Arbeitslosigkeit, die den privaten Konsum belastet. Frankreich müsse das "sehr hohe Niveau seiner öffentlichen Ausgaben" verringern, sagte Bundesbankchef Jens Weidmann am Mittwoch der Zeitung "Le Monde". Deutschlands wichtigster Handelspartner sei aber trotz seiner fiskalischen Probleme und mangelnder Wettbewerbsfähigkeit "nicht der kranke Mann Europas".

(REU)
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