Neue Studie Deutscher Arbeitsmarkt benötigt Einwanderer

Gütersloh · Der deutsche Arbeitsmarkt benötigt nach Ansicht von Experten auf Dauer mehr Einwanderer. Sonst drohe ein Rückgang der Erwerbsfähigen von heute rund 45 Millionen auf unter 29 Millionen im Jahr 2050, wie eine am Freitag in Gütersloh veröffentlichte Studie der Bertelsmann Stiftung ergab.

Aus diesen Ländern kommen die meisten Einwanderer
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Aus diesen Ländern kommen die meisten Einwanderer

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Foto: Caro / Oberhaeuser

Eine Anhebung des Rentenalters auf 70 Jahre könne die Lücke nur zu einem geringen Teil schließen. Eine Netto-Zuwanderung von 470.000 Menschen wie im vorigen Jahr würde in den kommenden zehn Jahren zwar ausreichen, um die Zahl der Arbeitskräfte in Deutschland konstant zu halten, errechneten Experten des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) und der Hochschule für angewandte Wissenschaften in Coburg. Doch dann steige der Bedarf an Einwanderern, weil dann die Generation der Baby-Boomer ins Rentenalter komme.

Die Autoren der Studie gehen davon aus, dass sich das für 2013 errechnete Rekordhoch mit 300.000 Zuwanderern aus anderen EU-Staaten wegen des Bevölkerungsrückgangs dort nicht fortschreiben lasse. Auch werde nach einer wirtschaftlichen Erholung in diesen Ländern der Anreiz zur Auswanderung sinken. Bis 2050 kämen im Schnitt nur noch bis zu 70.000 Einwanderer pro Jahr aus EU-Staaten. Deshalb würden— je nach Szenario — zwischen 276.000 bis 491.000 Einwanderer aus anderen Ländern benötigt.

"Deutschland darf sich nicht auf eine weiterhin hohe Einwanderung aus der EU verlassen", erklärte Stiftungsvorstand Jörg Dräger. "Wir müssen jetzt die Weichen stellen, damit Deutschland als Einwanderungsland auch für Drittstaatler attraktiver wird." Ein neues Einwanderungsgesetz sollte ein Willkommenssignal setzen. Um die Attraktivität Deutschlands für ausländischen Fachkräfte zu steigern, seien Sprachförderung, gesellschaftliche Gleichstellung und Schutz vor Diskriminierung notwendig.

Die Studienautoren räumen ein, dass der tatsächliche Bedarf an Arbeitskräften schwer vorauszusagen sei. Wegen der Alterung der Gesellschaft würden die Staatshaushalte und sozialen Sicherungssysteme in Deutschland ohne Netto-Zuwanderung aber vor unlösbare Probleme gestellt.

Qualifizierte Zuwanderer aus armen Ländern dürften aber nur dann angeworben werden, wenn diese Länder dadurch nicht in ihrer Entwicklung behindert werden, heiß es. Gefordert wird eine "faire Gestaltung von Migration".

(KNA)
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