Frankfurt/Main Deutschland droht keine Immobilienblase

Frankfurt/Main · Die Bundesbank sieht trotz steigender Preise für Immobilien keine Risiken für die Finanzstabilität.

Die Bundesbank sieht trotz der teils massiven Preissteigerungen bei Häusern und Eigentumswohnungen in den Ballungsräumen weiter keine Gefahr einer Immobilienpreisblase in Deutschland. "Bislang bergen steigende Preise für Wohnimmobilien in Deutschland keine übermäßigen Risiken für die Finanzstabilität", sagte Bundesbank-Vizepräsidentin Claudia Buch bei der Veröffentlichung des jährlichen Finanzstabilitätsberichts der deutschen Notenbank. Aktuell sei keine destabilisierende Wechselwirkung zwischen der Kreditvergabe der Banken und der Entwicklung der Häuser- und Wohnungspreise zu erkennen.

Dennoch blieben die Banken anfällig für Krisen am Immobilienmarkt. Umfragen deuteten etwa bereits auf steigende Ausfallraten bei Hypotheken hin. "Wir beobachten den Immobilienmarkt sehr genau. Sobald wir Gefahren für das Finanzsystem erkennen, werden wir handeln." Sie verwies auf in Deutschland noch recht unbekannte Instrumente wie Kreditbegrenzungen oder zusätzliche Kapitalpuffer für Banken, die besonders viele Hypothekenkredite verliehen haben. Hier strebe die Bundesbank gesetzliche Regeln und eine europaweite Vereinheitlichung an, um bessere Werkzeuge in die Hand zu bekommen. "Es geht nicht um einen deutschen Sonderweg."

Seit Jahren steigen in Deutschland die Immobilienpreise, vor allem in den sieben Ballungsräumen, aber auch in den 125 nächstgrößeren Städten. Auf dem Land und in Kleinstädten sieht die Lage nach Schätzungen der Bundesbank besser aus. Verglichen mit den anderen 17 Euro-Ländern haben die Preise für Wohnimmobilien hierzulande in den zurückliegenden zwanzig Jahren geringer angezogen. Da die Wohnungsbaukredite derzeit nur um etwa zwei Prozent pro Jahr steigen und parallel die Standards für die Kreditvergabe nicht nachgeben, sei keine Gefahr im Verzug.

Größtes Risiko für das deutsche Finanzsystem sind laut Buch die gegenwärtig rekordniedrigen Zinsen. "Je länger die Phase niedriger Zinsen anhält, umso größer ist die Gefahr, dass es zu Übertreibungen in bestimmten Marktsegmenten kommt." Indizien dafür gebe es bislang auf den Märkten für Unternehmensanleihen und auch für syndizierte Kredite. Der Leitzins der Europäischen Zentralbank (EZB) liegt seit September bei 0,05 Prozent und ist damit so niedrig wie noch nie.

Darunter leiden vor allem die Versicherungsunternehmen, die ihren Kunden in der Vergangenheit höhere Renditen versprochen haben. Auch die Banken sind massiv betroffen, besonders in Deutschland, wo zahlreiche Institute traditionell ihre Erträge über das Zinsgeschäft erwirtschaften. Um für künftige Krisen gewappnet zu sein, müssten die Banken ihre Ertragslage verbessern, forderte der für die Bankenaufsicht zuständige Bundesbank-Vorstand Andreas Dombret.

(rtr)
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