Interview "Die Angst in den Revieren ist groß"

Herr Vassiliadis, Sie sind Chef der Energie-Gewerkschaft IG BCE. Bedeuten Gabriels Pläne das Ende der Tagebaue in Deutschland?

Herr Vassiliadis, Sie sind Chef der Energie-Gewerkschaft IG BCE. Bedeuten Gabriels Pläne das Ende der Tagebaue in Deutschland?

Vassiliadis Die Unternehmen, die subventionsfrei Braunkohle verstromen, sind schon heute durch die Überförderung der erneuerbaren Energien unter Druck. Diese Situation wird nun nochmals verschärft. In der Form, wie das Papier in seinen Eckpunkten bislang bekannt ist, würde es die Tagebaue tatsächlich in Gefahr bringen. Ausgerechnet die preisgünstigste Art der Stromerzeugung bevorzugt vom Netz nehmen zu wollen, wäre eine neue Qualität an Absurdität in der Energiewende.

Wie stark gefährden die Pläne RWE?

vassiliadis RWE ist durch den Atomausstieg und den ungebremsten Vorrang der erneuerbaren Energien schon doppelt getroffen. Die politisch erzwungene Verdrängung der Braunkohle wäre ein weiterer harter Schlag für das Unternehmen. Wem das Wasser schon bis zum Hals steht, dem legt man nicht noch zusätzliche Lasten auf die Schultern, sonst geht man unter.

Muss die Kanzlerin ein Machtwort sprechen, es geht ja um 70 000 Jobs?

Vassiliadis Frau Merkel hat nach Fukushima mit mutigen Beschlüssen zum Atomausstieg gezeigt, dass sie auf energiepolitische Realitäten reagiert. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Bundesregierung die drohende Arbeitslosigkeit von 70 000 gut bezahlten Steuerzahlern nicht im Blick hat. Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass sie die Versorgungssicherheit und die Energiepreise nicht im Fokus hat - denn dann wären viele weitere Arbeitsplätze in Gefahr. Tatsächlich ist die Angst in den Revieren groß. Alle Berechnungen zeigen: Der Vorschlag nach heutigen Stand ist faktisch der Einstieg in den Braunkohle-Ausstieg.

(RP)
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