Fotos Das sind die Aufsteiger und Absteiger 2015
Wer machte negative Schlagzeilen, wer hatte Erfolg? Wir zeigen die Auf- und Absteiger im Bereich Wirtschaft 2015.
Was verbindet Manager mit Sportstars? Bisweilen die Diskussion über die Angemessenheit ihrer Bezüge. Bei Martin Winterkorn (68) war es ein Salär von 17 Millionen Euro, das vor Jahren die Normalsterblichen elektrisierte. Die Frage, ob er so viel Geld verdient hat, stellt sich seit September nicht mehr. Da erklärte Winterkorn wegen der Diesel-Affäre seinen Rücktritt – zwangsläufige Folge aus dem Skandal um manipulierte Abgaswerte. Den Machtkampf mit Aufsichtsratschef Ferdinand Piëch hatte Winterkorn noch unbeschadet überstanden – „Dieselgate“ war zu viel. Der Zwang zum Rücktritt dürfte ihm mächtig gestunken haben.
Schon einige Milliardäre sollen ihr Vermögen verwendet haben, um in den Weltraum zu fliegen. Elon Musk (44), der mit dem Bezahldienst Paypal reich geworden ist, lässt Raketen sicher auf der Erde landen. Er ist Chef des privaten Raumfahrtunternehmens SpaceX, dem es in diesem Jahr zum ersten Mal gelungen ist, eine Rakete aufrecht zum Startplatz zurückkehren zu lassen. Aber nicht nur aus diesem Grund ist der viel beschäftigte Musk ein Aufsteiger. Sein Elektroauto-Konzern Tesla eilt von einem Absatzrekord zum nächsten, in der Branche ist er das Maß der Dinge. So hat auch das Magazin "Forbes" Tesla zur innovativsten Firma 2015 gekürt.
Er fuhr per Motorrad ins Ministerium, kam mit offenem Hemd zu Gipfeltreffen und brachte akademische Vorträge statt konkrete Reformzusagen mit. Kurzum: Finanzminister Gianis Varoufakis (54) war eine einzige Provokation für die internationalen Geldgeber, die im Sommer wieder mal Hellas retten sollten. Als er heimlich Griechenlands Austritt aus dem Euro vorbereitete, wurde es selbst Regierungschef Alexis Tsipras zu viel. Varoufakis musste gehen, der Weg für die nächste 86-Milliarden-Hilfe war frei. Heute lässt sich der kommunistische Ökonomie-Professor als Bestseller-Autor feiern. Und die Euro-Krise liegt auf Wiedervorlage – spätestens 2018.
Industriegewerkschaften sind Männerhorte – da ist die IG Metall keine Ausnahme. Umso bemerkenswerter, dass Christiane Benner (47) im Herbst als erste Frau zur Zweiten Vorsitzenden der größten deutschen Einzelgewerkschaft gewählt wurde. Die gebürtige Aachenerin, die eine Ausbildung zur Fremdsprachenkorrespondentin und ein Soziologiestudium absolviert hat, gilt vor allem in Sachen "Zukunft der Arbeit" – etwa bei der voranschreitenden Digitalisierung – als besonders firm. Sie sitzt in den Aufsichtsräten von BMW und Bosch. Nach der IG-Metall-eigenen Arithmetik rückt die Vize-Chefin später an die Spitze.
Dreifache Mutter, erst vor Kurzem Zwillingsmädchen geboren, eine der mächtigsten Frauen der Welt, geschätzt 300 Millionen Dollar Privatvermögen – Yahoo-Chefin Marissa Mayer (40) hätte Grund genug zum Glücklichsein. Stattdessen wackelt ihr Job. Die einst Gefeierte ist bei Investoren schwer in die Kritik geraten. Die werfen ihr nicht nur Geldverschwendung bei sündhaft teuren Weihnachtsfeiern und dreistellige Millionenaufwendungen für kostenlose Verpflegung der Belegschaft vor, sondern auch unternehmerische Fehlentscheidungen. Vier Jahre nach ihrem Start als Yahoo-Chefin ist Mayer umstritten wie nie. Eine Wackelkandidatin 2016.
Für Rolf Buch (50), Chef des größten deutschen Immobilienkonzerns, war 2015 ein außergewöhnlich erfolgreiches Jahr: Übernahme des wichtigsten Wettbewerbers Gagfah, Umbenennung des Unternehmens von "Deutsche Annington" in "Vonovia" und am 21. September der Aufstieg in den Dax, wo sich das Papier seither auch in schwierigem Umfeld behauptet. 2016 will der Ex-Bertelsmann-Manager die Erfolgsstory fortsetzen – mit der feindlichen Übernahme der Deutsche Wohnen, die in Kürze abgeschlossen sein dürfte. Mit rund 14 Milliarden Euro Volumen wird das eine der größten Übernahmen der deutschen Wirtschaftsgeschichte.
150 Jahre musste Bayer alt werden, bevor es eine Frau in den Vorstand schaffte: Nun zieht Erica Mann (57) in das Herren-Gremium ein. Als Chefin des Geschäfts mit rezeptfreien Medikamenten wie Bepanthen und Aspirin soll sie für ein stabiles Gegengewicht zum riskanten Geschäft mit innovativen Arzneien sorgen. Mann ist polyglott: Geboren in Südafrika, zu Hause in Australien, tätig in den USA und nun in Europa. Ihr Meisterstück war die Integration der Merck-Sparte, die Bayer 2014 für zehn Milliarden Euro kaufte. Nun holte Marijn Dekkers die Mutter zweier erwachsener Söhne in die Zentrale. Mann hofft, dass dies auch ein Signal für andere Frauen ist.
Dass ein Chef der Deutschen Bank faktisch rausgeworfen wird, konnte sich bis Juni 2015 kaum jemand vorstellen. Dann trat Anshu Jain (52) zurück – nur scheinbar aus eigenem Antrieb. Ohne freiwillige Demission hätte dem einst gefeierten Investmentbanker womöglich die Abberufung durch die Finanzaufsicht gedroht. Die Libor-Affäre wurde dem Mann an verantwortlicher Stelle zum Verhängnis, auch wenn er nicht selbst beteiligt war. Als sich im Mai der Aufsichtsrat von ihm und Jürgen Fitschen distanzierte, war das Ende programmiert. Bis Januar ist Jain noch als Berater da, doch die Deutsche Bank der Zukunft prägt ein anderer Brite: John Cryan.
Er hat einen der schwersten Jobs der Industrie: Gut, dass Klaus Schäfer (48) so unaufgeregt ist. Zum 1. Januar übernimmt der Betriebswirt die Führung der Uniper, in die Eon seine Problemgeschäfte (Gas- und Kohlekraft, Brasilien, Russland) abspaltet. Schäfer muss 14.000 Beschäftigten eine Perspektive geben. Das Zeug dazu hat er: Für Eon war er Finanzchef und wickelte geräuschlos die Ruhrgas ab. Schäfers große Liebe ist Italien. Dort hat er einst für Eon gearbeitet, seine Frau ist Italienerin. Die Familie wohnt in München, er sieht sie nur am Wochenende. Unter der Woche hätte er für sie angesichts der Mammutaufgabe in Düsseldorf ohnehin keine Zeit.
Im Oktober wird Jörg Asmussen 50. Das ist kein Alter für ein Rentendasein. Doch zumindest ist Asmussen im einstweiligen Ruhestand. Eigentlich sollte er aus dem Bundesarbeitsministerium zur Förderbank KfW wechseln. Daraus wird nichts – angeblich, weil der frühere Direktor der Europäischen Zentralbank den Job als KfW-Generalbevollmächtigter aus privaten Gründen von Berlin aus machen wollte. Das soll die Finanzaufsicht blockiert haben. Asmussens Zukunft scheint unklar. Vielleicht ist für den SPD-Mann ja doch noch Platz in einem sozialdemokratisch geführten Ressort.