Frankfurt/M. Die Deutsche Bank schwenkt wieder um

Frankfurt/M. · Angeblich plant der Branchenführer eine erneute Änderung seiner Strategie. Dabei scheint auch ein Verkauf der erst seit vier Jahren zum Konzern gehörenden Postbank nicht ausgeschlossen. Die Bank wehrt sich gegen Spekulationen.

Die Deutsche Bank plant angeblich einen "drastischen Konzernumbau". Das jedenfalls berichtet das "Manager Magazin". Dabei sei auch ein Verkauf der Postbank nicht ausgeschlossen, hieß es. Das Bonner Geldhaus gehört erst seit 2010 zum Deutsche-Bank-Konzern. Das Unternehmen weist die Spekulationen zurück: "Es ist unverantwortlich, über eine Veräußerung irgendwelcher Geschäftsbereiche zu spekulieren. Wir konzentrieren uns voll auf die Umsetzung der Strategie 2015", heißt es in der gestrigen Stellungnahme des Geldhauses.

Diese Strategie hatten die beiden Co-Chefs Anshu Jain und Jürgen Fitschen im September 2012, kurz nach ihrem Amtsantritt, vorgestellt. Deren Ziele sind eine harte Kernkapitalquote von mehr als zehn Prozent, eine Eigenkapitalrendite nach Steuern von etwa zwölf Prozent, eine Senkung der jährlichen Kosten um 4,5 Milliarden Euro und eine Kostenquote von etwa 65 Prozent im Konzern.

Genug Kapital hat die Bank inzwischen. Sie hatte in diesem Jahr rund 13 Milliarden Euro eingesammelt, indem sie einmal ihr Kapital erhöht und zusätzlich mehrere Anleihen platziert hatte. Schwieriger aber ist es, Kostenquote und Renditeziel zu erreichen. Denn die Zinsen sind sehr niedrig, Margen und damit Gewinne in verschiedenen Bereichen schwerer zu erzielen. Zum anderen ist das Geldhaus auch immer noch mit der Aufarbeitung von diversen Rechtsstreitigkeiten (unter anderem in den USA) beschäftigt. Weitere hohe Strafzahlungen sind wahrscheinlich.

Vor dem Hintergrund erscheint ein erneuter Schwenk nicht ausgeschlossen. Dass die Bank ihre Strategie im Lauf des nächsten Jahres überprüfen wolle, habe sie stets deutlich gemacht, hieß es gestern bei der Deutschen Bank. Dabei, so schreibt das "Manager Magazin", solle es nach dem Willen des Aufsichtsrats keine Denkverbote geben. Die Diskussion über die neue Ausrichtung soll Noch-Finanzvorstand Stefan Krause moderieren, der seit Anfang November für Strategie und Organisationsentwicklung zuständig ist. Der Aufsichtsrat treibe das Thema voran, und angeblich seien einige Anteilseigner nicht zufrieden mit der Entwicklung der Bank. Auch der Aktienkurs entwickelt sich schlechter als bei den Wettbewerbern. Und anderes als einige Konkurrenten tut sich das Geldhaus auch schwer bei einer Kennziffer, der "Leverage Ratio", die das Eigenkapital ins Verhältnis zur Bilanzsumme setzt. Hier kommt die Deutsche Bank zurzeit nur auf 3,3 Prozent - drei Prozent sind gefordert, wenn auch Bankexperten acht Prozent für angemessener hielten. Um diese Quote zu verbessern, müsste die Bank ihre Bilanz verkleinern oder ihr Eigenkapital mächtig erhöhen.

Eine Abspaltung der Postbank käme ihr da entgegen - theoretisch zumindest. Denn die Postbank erwirtschaftet zwar keine hohen Renditen, trägt aber mit gut 160 Milliarden Euro ein Zehntel zur Bilanzsumme der Mutter bei. Aus dem Umfeld der Bank war gestern andererseits zu hören, man habe die Postbank in den vergangenen Jahren stark in den Konzern integriert, sie auf die "Magellan-Plattform" gebracht, eine Computer-Plattform, die die Privatkundensparte insgesamt effizienter machen soll. Etwa 757 Millionen Euro trug die Tochter 2013 zum Vorsteuergewinn bei - und damit mehr als ein Drittel im Privatkundengeschäft. Allerdings steht die Branche vor großen Herausforderungen, und deshalb ermuntert auch Co-Chef Anshu Jahn immer wieder dazu, die Geschäftsmodelle zu hinterfragen und an die Herausforderungen der Zukunft anzupassen. Bei der Deutschen Bank scheint gegenwärtig nichts unmöglich.

(RP)
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