Erhöhung des Leitzins Die Folgen der Zinswende in den USA

New York/Frankfurt · Die US-Zentralbank erhöht die Leitzinsen um einen Viertelpunkt, um Inflation abzuwehren. Wir erklären, was die wichtige Entscheidung für Sparer, Immobilienkäufer, Autofahrer, Aktionäre und auch die Politik bedeutet.

Zuletzt hatte die Fed den Zins im Dezember 2015 erhöht.

Zuletzt hatte die Fed den Zins im Dezember 2015 erhöht.

Foto: rtr

Wie schon länger erwartet hat die US-Zentralbank gestern ihren Leitzins leicht erhöht, vorrangig um die langsam steigende Inflation zu bremsen. Sie lag im Oktober in den USA bei 1,6 Prozent, ein Jahr davor drohte bei nur 0,2 Prozent sogar Deflation, also der Verfall der Preise. Wir beantworten die wichtigsten Fragen zur Trendwende bei den Zinsen.

Wie entwickelt sich der Dollar? Als erstes Ergebnis dürfte der US-Dollar gegenüber dem Euro weiter an Stärke gewinnen. Vor drei Jahren gab es für einen Euro noch 1,32 US-Dollar, gestern waren es noch 1,07 Dollar - schon bald könnte es Parität geben. Damit wird Urlaub in den USA teurer, hiesige Unternehmen haben es dafür leichter, ihre Produkte in Nordamerika zu verkaufen.

Dabei reflektieren Dollarkurs und steigende Zinsen eine von Donald Trump im Wahlkampf geleugnete Tatsache: Der US-Wirtschaft geht es mit einer Arbeitslosigkeit von nur fünf Prozent gut, auch die steigende Inflation bestätigt, dass die US-Wirtschaft zunehmend gut ausgelastet ist - Europa als Ganzes hinkt hinterher und braucht Reformen.

Kommt die Zinswende? Obwohl Europas Zentralbank an der Politik des billigen Geldes festhält, zeigen sich erste Zeichen einer Zinswende auch in der alten Welt. Tagesgeld liegt zwar weiter bei 0,2 Prozent, Sparbücher bei null, aber für zehnjährige Anleihen muss der Bund aktuell knapp 0,4 Prozent Zins zahlen, wogegen er zwischen Juli und September sogar etwas Geld dafür erhielt, Kapital von Anlegern zeitweise unterzubringen ("Negativzinsen").

Als Trend ist mit leicht steigenden Zinsen zu rechnen. Hauptgrund ist die Erwartung steigender Preise. In Deutschland stieg die Inflation allein seit Juni von 0,3 Prozent auf 0,8 Prozent im November, nächstes Jahr rechnet die Bundesbank schon mit 1,4 Prozent. "Bei dieser Entwicklung sollten Anleger ihr Geld intelligent parken", sagt Thomas Brummer vom Finanzportal Biallo.de, "bis es dann vielleicht in einigen Jahren wirklich wieder gute Renditen für langfristige Anlagen gibt." Als eine Parkmöglichkeit bietet die Südtiroler Sparkasse hiesigen Kunden beispielsweise immerhin 0,8 Prozent Zins auf Festgeld - gemessen an der Inflation kommt aber auch nur ein Realzins von null Prozent heraus.

Wird Sprit teurer? Wahrscheinlich. Denn dass Diesel aktuell mehr als 1,10 Euro pro Liter kostet und nicht mehr wie im Januar weniger als ein Euro, spiegelt auch das Abrutschen des Euro gegenüber dem Dollar wieder. Weil die Opec nun das Öl-Angebot weiter begrenzen will und der Dollar wohl weiter steigt, könnte die Fahrt zur Zapfsäule teurer werden.

Werden Lebensversicherungen nun wieder rentabler? Bis Lebensversicherungen aus Anlagen in festverzinslichen Papieren wieder bessere Renditen erwirtschaften, wird es noch einige Zeit dauern. Aktuell drohen den Assekuranzen sogar neue Probleme, weil früher gekaufte Anleihen ihren zeitweise sehr hohen Kurs wieder verlieren. "Sinken nun die Marktwerte, sinken auch die stillen Reserven", warnt der Branchenexperte Lars Heermann von der Rating-Agentur Assekurata. Allerdings gilt als relativ sicher, dass die Assekuranzen die garantierten Mindestrenditen weiter auszahlen.

Lohnen sich nun Aktien? Kommt es nur auf die Rendite aus Dividenden an, sind viele Aktien sowieso sehr lukrativ. Denn die Rendite aus der erwarteten Ausschüttung liegt bei den 30 größten deutschen Aktiengesellschaften (Dax 30) bei mehr als drei Prozent. Die Frage ist, ob und wann Turbulenzen drohen: In den USA liegt der Aktienindex Dow Jones mit fast 20.000 Punkten so hoch wie nie - es droht also ein Abrutschen. In Deutschland sind es noch zehn Prozent bis zum Allzeithoch von 12.375 Punkten, doch gerade die Zinsentwicklung könnte Schwächephasen provozieren: Steigen die Zinsen, schichten Anleger ihr Geld in festverzinsliche Papiere um.

Was müssen Hauskäufer beachten? Um weiter steigenden Immobilienpreisen zu entgehen, sollte der Erwerb von Häusern oder Wohnungen nicht länger als nötig hinausgezögert werden. Zweitens sollten Interessenten an Immobilien die Nerven behalten: Noch immer sind Baukredite so günstig wie praktisch nie - selbst ein halbes Prozent an Zins mehr sollte verkraftbar sein. Drittens müssen Käufer die niedrigen Zinsen für eine Tilgung von mindestens zwei bis drei Prozent bezogen auf die gesamte Kreditsumme nutzen. Nur so vermeiden sie, beim künftigen Umschulden von zu hohen Belastungen bei höheren Zinsen erdrückt zu werden.

Sind zeitlich gestaffelte Kredite klug? Ja, denn Zinsen für langfristige Kredite steigen im Moment stärker an als für kurzfristige Mittel. Bei 200.000 Euro Kreditvolumen könnten 50.000 Euro auf 20 Jahre festgeschrieben werden. Für diesen Betrag ist zwar mit rund 2,3 Prozent ein halber Prozentpunkt mehr als noch vor wenigen Monaten fällig, aber eine weitere Zinserhöhung ist für 20 Jahre ausgeschlossen. Die Hälfte des Kredites, in diesem Fall 100.000 Euro, könnte wie üblich auf zehn Jahre festgeschrieben werden - da könnte je nach Eigenkapital ein Zinssatz von unter 1,5 Prozent drin sein. Und 50.000 Euro könnten als Beimischung für nur fünf Jahre mit einem Zinssatz von rund einem Prozent finanziert werden. "Wenn der Kunde den Kredit mit kurzer Laufzeit besonders schnell tilgt, hält sich das Risiko steigender Zinsen in Grenzen", sagt Experte Brummer.

(RP)
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