Martin Renker "Digitalisierung bricht alle Geschäftsmodelle auf"

Der Sprecher der Geschäftsleitung Nordwest der Deutschen Bank ist Mitglied der Jury von "NRW - Wirtschaft im Wandel".

Martin Renker: "Digitalisierung bricht alle Geschäftsmodelle auf"
Foto: Peter Steffen

Geld ist so günstig wie nie, trotzdem investieren die Firmen viel zu wenig in ihre Zukunft. Woran liegt das?

Renker Seit den Erfahrungen der Finanzkrise 2008 bevorzugen mittelständische Unternehmen vor allem die Eigenfinanzierung. Für sie stehen insbesondere stabile Bilanzverhältnisse, Unabhängigkeit von Kapitalgebern und ein nicht durch Kredit finanziertes Wachstum im Fokus. Diese Zurückhaltung führt jedoch dazu, dass Innovationsinvestitionen seit Jahren rückläufig sind. Nicht einmal jedes zehnte kleine oder mittelständische Unternehmen führt Marktneuheiten ein. Hinzu kommt, dass konjunkturelle und geopolitische Risiken nicht wenige verunsichern.

Was muss ein Unternehmen vorweisen, um den digitalen Wandel in Deutschland voranzutreiben?

Renker Sie müssen unter Beweis stellen, dass sie genau die Produkte und Dienste anbieten, die dem digitalen Zeitalter entsprechen und die sich der Kunde wünscht. Sich veränderndes Konsum- und Mediennutzungsverhalten der Kunden sollte sich in eigenen Prozessen, Produkten und Dienstleistungen wiederfinden. In Kundendaten, Stichwort "Big Data", steckt eine Menge Potenzial. Es kann sich aber nur entfalten, wenn die dafür notwendigen digitalen Technologien, wie moderne Datenauswertungs-Tools, eingesetzt werden. Deutsche Unternehmen können hier übrigens gegenüber ihren Kunden punkten, da sie den Datenschutz nach meiner Erfahrung besonders ernst nehmen.

Welche Branchen sind da für Sie prädestiniert?

Renker Mir fällt keine Branche ein, deren Geschäftsmodelle derzeit nicht durch den digitalen Strukturwandel aufgewirbelt würden.

Das Ganze ist vor allem für kleinere und mittlere Unternehmen ein großes Thema. Wie steht NRW da?

Renker Wir haben einen beachtlichen Mix an mittelständischen Unternehmen aller Branchen bis hin zu weltweit operierenden Großkonzernen. Dies macht der Wettbewerb "NRW - Wirtschaft im Wandel" eindrucksvoll deutlich. Die Herausforderungen der Industrie 4.0 sind fast allen Unternehmen präsent. Internationale Großunternehmen genau so wie heimische Start-ups befeuern zusätzlich die Konkurrenz. Daher sind kleine und mittlere Unternehmen gezwungen, kontinuierlich in Forschung und Entwicklung zu investieren und ihre Geschäftsmodelle immer wieder auf den Prüfstand zu stellen. Des Weiteren muss der Dialog mit kreativen Köpfen intensiviert werden.

In NRW gibt es Start-ups wie Auxmoney, die das Geschäftsmodell von Banken angreifen wollen. Wie reagieren Sie darauf?

Renker Aufmerksam und gelassen zugleich. Die Digitalisierung fordert uns Banken heraus, das noch besser zu tun, was unsere Aufgabe ist: eine gute, vertrauensvolle Beziehung zu unseren Kunden aufzubauen, zu pflegen und deren finanzielle Bedürfnisse und Wünsche bestmöglich zu bedienen. Wenn uns dabei Startups unterstützen können, kooperieren wir gerne.

Wie teuer wird die Digitalisierung für die Deutsche Bank?

Renker Wir arbeiten mit Hochdruck daran, unsere Infrastruktur zu modernisieren. So können wir unseren Kunden Finanzdienste anbieten, die dem digitalen Zeitalter entsprechen. Die Deutsche Bank investiert dafür bis 2020 rund eine Milliarde Euro.

FLORIAN RINKE STELLTE DIE FRAGEN.

(RP)
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