Konjunktur DIHK erwartet dank "gedoptem Aufschwung" mehr Wachstum

Berlin · Mehr Wachstum, mehr Jobs: Die Wirtschaft blickt optimistischer auf die Konjunktur. Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) erhöhte seine Prognose für den Anstieg des Bruttoinlandsproduktes in diesem Jahr von 1,3 auf 1,8 Prozent.

 Der DIHK rechnet mit einem weiteren Anstieg des Wachstums.

Der DIHK rechnet mit einem weiteren Anstieg des Wachstums.

Foto: dpa, jbu pzi

Zugleich rechnet er jetzt mit 250.000 neuen Stellen - 50.000 mehr als noch zu Jahresbeginn geschätzt. "Das Wachstum zieht an", sagte DIHK-Hauptgeschäftsführer Martin Wansleben am Donnerstag in Berlin. "Euphorie bleibt allerdings aus. Denn das ist ein gedopter Aufschwung." Der geringere Ölpreis schiebe den Konsum an, die niedrigen Zinsen die Baukonjunktur, der schwache Euro die Exporte.

Ohne diese Sonderfaktoren bliebe nicht mehr viel übrig vom Wachstum. Zudem verlören sie schon an Kraft. "Der Ölpreis steigt bereits wieder, und der Euro hat sich gefangen", erklärte Wansleben. Ein Wachstum von zwei oder mehr Prozent sei 2016 nur drin, wenn wieder kräftiger investiert werde und der Staat bessere Rahmenbedingungen setze. Zuletzt sei aber das Gegenteil passiert: Rente mit 63 Jahren, Mütterrente, Mindestlohn, Frauenquote und Familienpflegezeit belasteten den Standort Deutschland. "Die Bundesregierung darf nicht nur anderen Ländern guten Rat geben, wie man die Wettbewerbsfähigkeit erhöht", so Wansleben mit Blick auf die Schuldenkrise. "Wir sind auch im eigenen Land gefordert."

Die Prognose des DIHK basiert auf einer Umfrage unter mehr als 23.000 Unternehmen. Diese schätzten im Frühjahr ihre Geschäftsaussichten deutlich besser ein als noch Anfang 2015. Demnach dürften die Exporte allmählich an Schwung gewinnen. "Gerade bisherige Sorgenkinder laufen besser", sagte Wansleben angesichts der Erholung viele Euro-Krisenländer wie Spanien. "Diese wichtigen Abnehmerländer setzen wieder verstärkt auf deutsche Erzeugnisse." Immer häufiger werden die Klagen aus den Chefetagen über einen wachsenden Fachkräftemangel. 39 Prozent der Firmen sehen darin ein Risiko für ihre Geschäfte - so viele wie noch nie.

Ernüchterung auf dem Arbeitsmarkt

Derweil schätzen die Arbeitsagenturen die Lage auf dem Arbeitsmarkt weniger optimistisch ein als noch im Winterhalbjahr. Es sei "etwas Ernüchterung eingetreten", erklärte Enzo Weber vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) am Donnerstag in Nürnberg. Das IAB-Arbeitsmarktbarometer sank demnach im Mai gegenüber dem Vormonat um 0,4 Punkte auf 99,9 Zähler. Dies bedeutet, dass die Arbeitsagenturen derzeit mit einem Gleichbleiben der Arbeitslosigkeit rechnen.

"Die Konjunktur konnte das Tempo vom Ende des letzten Jahres nicht halten", teilte Weber weiter mit. Die Aussichten seien zwar nicht schlecht, aber der konjunkturelle Schub reiche derzeit nicht aus, um die Arbeitslosigkeit zu senken. Eine Rolle spiele auch, dass die Entwicklung der Arbeitslosigkeit in den ersten Monaten des Jahres durch den milden Winter begünstigt war.

Für das IAB-Arbeitsmarktbarometer werden jeden Monat alle Arbeitsagenturen befragt, welche Entwicklung des Arbeitsmarktes sie in den nächsten drei Monaten erwarten. Der auf dieser Grundlage erhobene Indikator bezieht sich auf die saisonbereinigte Entwicklung der Arbeitslosigkeit. Die üblichen jahreszeitlichen Schwankungen werden also herausgerechnet.

(REU/AFP)
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