Fragen und Antworten Dispozinsen in unserer Region im Vergleich

Düsseldorf · Verbraucherschützer fordern Banken auf, den Überziehungszinssatz beim Dispokredit freiwillig abzuschaffen. Die Sparkasse in Duisburg und die Raiffeisenbank Kaarst prüfen diesen Schritt. Andere Kreditinstitute winken ab.

Dispozinsen der Banken im Vergleich
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Das Signal ist angekommen. "Dieser Schritt ist absolut begrüßenswert", sagt Dorothea Mohn vom Bundesverband der Verbraucherzentrale. Die Finanzexpertin lobt die Sparda-Bank Baden-Württemberg für ihre Ankündigung, ab Juli die Strafzinsen für die Überziehung des Dispokredites abzuschaffen. Europas größte Direktbank ING Diba und einige kleinere Banken hatten diesen Überziehungszins bereits abgeschafft. Mohn: "Es ist positiv, dass einige Banken das freiwillig machen." Die Verbraucherzentrale fordert nun, dass weitere Banken folgen. Einige Institute prüfen die Abschaffung bereits.

Was ist ein Dispokredit?

Durch einen Dispokredit haben Verbraucher die Möglichkeit, ihr Girokonto innerhalb eines bestimmten Zeitraumes um einen bestimmten Betrag zu überziehen. Die Höhe wird mit der Bank festgelegt.

Was Verbraucher über Dispo und Kontoüberziehung wissen sollten
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Wo besteht der Unterschied zwischen den Zinssätzen?

Banken und Sparkassen erheben bei einem Dispo meist zwei Zinssätze. Sie differenzieren zwischen einem Konto im erlaubten Minus ("Dispokredit") und einem Konto im sogenannten geduldeten Minus. Bei Letzterem fällt eine Art Strafzins, der Überziehungszins, an, der meist deutlich über dem reinen Dispozins liegt.

Wie hoch sind die Zinssätze im Durchschnitt?

Nach Angaben des Branchendienstes biallo.de liegt der durchschnittliche Dispozins aktuell bei 10,88 Prozent, der geduldete Überziehungszinssatz im Durchschnitt bei 15,29 Prozent.

Checkliste für das richtige Bankkonto
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Foto: dpa, Karl-Josef Hildenbrand

Was sagen die Verbraucherschützer?

Der Bundesverband der Verbraucherschützer kritisiert das Hauptargument der Banken, die den Überziehungszins vor allem als Warnhinweis an die Kunden verstanden sehen wollen. "Das sind Scheinargumente", sagt Dorothea Mohn. Eine Bank müsse Kunden, die längere Zeit in einem Dispo stecken würden, ein verbindliches Angebot für eine Umschuldung in Form eines Ratenkredites machen.

Generell gelte auch, dass der Dispokredit für einen Kunden bezahlbar sein müsse. Zudem müsse sichergestellt sein, dass der Warnhinweis nicht untergehe, forderte die Verbraucherschützerin: "Hier ist eine schriftliche Aufklärung erforderlich. Das Schreiben sollte eine Beispielsrechnung über die anfallenden Kosten in Euro für die Inanspruchnahme des Dispos über einen bestimmten Zeitraum enthalten."

Könnten andere Banken der Sparda-Bank Baden-Württemberg folgen?

Ja. Die Sparkasse Duisburg sagte auf Anfrage der RP, dass sie eine Abschaffung des Überziehungszinssatzes prüfe. Auch die Raiffeisenbank Kaarst befindet sich nach eigenen Aussagen in einem "intensiven Überlegungsprozess". Die Sparkasse Kleve sprach ebenfalls von einer angedachten Prüfung.

Die ING Diba, die sich bereits für die Abschaffung entschieden hatte, begrüßt solche Überlegungen. "Wir würden uns über weitere Nachahmer freuen", sagte Sprecher Ulrich Ott unserer Zeitung. Man müsse hinterfragen, ob in Zeiten von Niedrigzinsen Überziehungszinssätze von 15 Prozent oder mehr wirklich geeignet seien.

Was sagen andere Banken?

Die Kreissparkasse Düsseldorf sagte, die Überlegung der Sparda-Bank "nachvollziehen zu können". Eine Abschaffung sei derzeit jedoch keine Option. Auch die Sparda-Bank West (Düsseldorf) wird zumindest vorerst an ihrem aktuellen Modell mit dem Überziehungszins festhalten. Laut dem Geldinstitut ist die Überziehung kein relevanter Teil der Ertragsstrategie, sondern lediglich eine Möglichkeit, dem Kunden bei unerwartetem kurzfristigen Geldbedarf zu helfen.

Was entgegnen Kritiker?

Die Targobank kritisiert die Abschaffung. Die Aufhebung der Differenzierung zwischen beiden Dispo-Zinsformen sei nicht im Sinne des Kunden. "Der Dispositionsrahmen ist nur zur Überbrückung kurzfristiger Engpässe gedacht", betonte ein Targobank-Sprecher. Ähnlich äußerten sich die Volksbank Kleverland und die Postbank. Die Commerzbank begründet das Festhalten an Überziehungszinsen mit einem aufwändigen Risikomanagement.

(RP)
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