Düsseldorf Dr. Oetker, Bahlsen & Co. – der Erbstreit reicher Familien

Düsseldorf · Auch die Buchrechte von Stieg Larsson sind umstritten.

Im Adel war die Erbfolge früher quasi von Geburt an festgelegt. Der Älteste wird Thronfolger, der Rest hat das Nachsehen. In Familienunternehmen ist die Lage komplizierter. Hier geht es nicht nur um Tradition, sondern auch darum, mit dem Nachlass den Fortbestand des Lebenswerkes zu sichern. Oft ist ein Erbe Ausgangspunkt für Streitigkeiten.

Die Liste prominenter Erbstreitigkeiten ist lang. Illustre Namen tauchen darauf auf, wie der des Verlegers Axel Springer, Puddingfabrikant Dr. Oetker, die Gebäckfirma Bahlsen oder Bestseller-Autor Stieg Larsson. Die Streitigkeiten beschäftigen oft Anwälte und Gerichte.

So wie bei Axel Springer. Der Verleger hatte nach dem Krieg ein Medienimperium aufgebaut ("Bild", "Welt"), das nach seinem Tod zu großen Teilen an seine Witwe fiel. Doch wie viel genau? Um diese Frage entspann sich ein jahrelanger Rechtsstreit. Zwei Jahre vor seinem Tod hatte Axel Caesar Springer ein Testament aufgesetzt, in dem er die Hälfte seines Vermögens Friede Springer hinterließ, ein Viertel sollte an seinen Enkel Axel Sven gehen. Doch dann änderte der Verleger kurz vor dem Tod seine Pläne und wollte seiner Frau 70 Prozent überlassen, dem Enkel nur fünf Prozent. Dieser war einverstanden und unterschrieb 1985 eine Regelung – um den Vorgang 17 Jahre später anzufechten, weil er sich betrogen fühlte. Die Klage scheiterte jedoch.

Nicht nur bei den Springers war man sich wenig grün, als es um die Aufteilung des Erbes geht: Seit drei Jahren wird durch ein Schiedsverfahren versucht, im Hause der Bielefelder Pudding-Dynastie Dr. Oetker die Wogen zu glätten. Das berichtet das "Manager Magazin". Ein Grund für den Zwist: Je verzweigter ein Familienunternehmen durch Erbfolge wird, desto mehr unterschiedliche Interessen gibt es – etwa um die Strategie. Am Ende dieses Prozesses könnte sogar die Zerschlagung der Unternehmensgruppe stehen, zu der auch die Radeberger Gruppe, der größte deutsche Brauerei-Konzern, und die Containerreederei Hamburg Süd gehören.

Auch die Gebäckfirma Bahlsen wurde nach dem Tod von Werner Bahlsen 1985 jahrelang durch einen Erbstreit gelähmt – an dessen Ende die Aufteilung des Konzerns stand. Werner Michael und Lorenz teilten das Unternehmen in süß und salzig. Der eine bekam die Keksfabrik, der andere übernahm die Chips-Produktion, die seinen Vornamen als Firmennamen bekam: "Lorenz".

Bestseller-Autor Stieg Larsson ("Verblendung") hinterließ kein Unternehmen. Streit gab es trotzdem: zwischen seiner Familie und seiner Lebensgefährtin. Es geht nicht nur um das, was Larsson hinterlassen hat, sondern auch um das, was vielleicht noch dazu kommt. Seine Bücher werden weiter verkauft und sogar verfilmt, die Tantiemen belaufen sich auf mehrere Millionen Euro. Den Erbstreit macht das nicht einfacher.

(RP)
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