Leipzig Drei frühere Unister-Manager stehen in Leipzig vor Gericht

Leipzig · Dem Trio wird unter anderem Steuerhinterziehung und Computerbetrug vorgeworfen. Der Gesamtschaden wird auf 7,6 Millionen Euro geschätzt.

Am Landgericht Leipzig hat der Prozess gegen drei frühere Manager des inzwischen insolventen Internet-Unternehmens Unister begonnen. Den 39, 51 und 59 Jahre alten Männern wird unter anderem Steuerhinterziehung und Computerbetrug vorgeworfen. Mehr als 87.000 Kunden von Unister-Flugportalen wie fluege.de wurden nach Auffassung der Generalstaatsanwaltschaft Dresden Preisvorteile bei der Buchung vorenthalten. Dadurch sei ein Gesamtschaden von mehr als 7,6 Millionen Euro entstanden. Zudem sollen bei Unister jahrelang sogenannte Serviceentgelte nicht korrekt versteuert worden sein. Das hat das Unternehmen stets zurückgewiesen. Die Wirtschaftsstrafkammer des Landgerichts hat Verhandlungstermine bis Juni angesetzt.

Die Ermittlungen gegen Unister hatten 2012 begonnen; zwei Anklagen hat die Generalstaatsanwaltschaft Dresden verfasst. Nicht alle Punkte ließ die Wirtschaftsstrafkammer des Landgerichts gelten. Ursprünglich hatten die Ermittler zum Beispiel noch sogenannte Streichpreise auf Unister-Portalen wie fluege.de oder ab-in-den-urlaub.de als strafbare Werbung moniert. Das sah die Kammer anders. Die Hauptvorwürfe der Anklagebehörde seien aber zur Hauptverhandlung zugelassen worden, sagt Staatsanwalt Dirk Reuter.

Diese Hauptvorwürfe umfassen zwei Komplexe: Zum einen wurden 2011 und 2012 über Unister-Portale Reiserücktrittsprodukte etwa unter dem Namen "Flexifly" verkauft. Rund 14 Millionen Euro nahm die Gruppe damit ein. Das seien jedoch Versicherungen gewesen, für die Unister eine Genehmigung der Finanzaufsicht Bafin benötigt hätte, meint die Generalstaatsanwaltschaft. Zudem zahlte Unister darauf statt Versicherungs- nur Umsatzsteuern. So seien rund 1,1 Millionen Euro Steuern hinterzogen worden.

Zum anderen legt die Generalstaatsanwaltschaft den Unister-Managern die Praxis des sogenannten Runterbuchens zur Last: Die Kunden kauften ein Flugticket zu einem auf der Webseite angezeigten Preis, Unister erzielte aber hinter den Kulissen auf verschiedenen Wegen einen günstigeren Preis. Die Differenz behielt der Flugvermittler ein. Zudem geht es auch bei diesem Anklagepunkt um eine weitere Steuerhinterhinterziehung mit einem Schaden von 790.000 Euro.

Ursprünglich hatte die Generalstaatanwaltschaft Dresden auch gegen den Unister-Gründer Thomas Wagner ermittelt. Der 38-Jährige starb jedoch im Sommer 2016 bei einem Flugzeugabsturz in Slowenien. Er war auf der Rückreise von Venedig, wo er auf der Suche nach einem Kredit einem Millionenbetrug aufgesessen war. Nach seinem Tod meldete Unister Insolvenz an. Die Reisesparte ist inzwischen an einen tschechischen Investor verkauft worden. Das Landgericht hat für den Unister-Prozess 18 Termine bis Juni geplant.

(dpa)
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