London Drohende Schotten-Abspaltung lässt Pfund fallen

London · Die Furcht vor der drohenden Abspaltung Schottlands von Großbritannien hat das britische Pfund auf Talfahrt geschickt. Die Währung fiel um 0,9 Prozent auf 1,62 Dollar, das ist der tiefste Stand in diesem Jahr. Anleger verkauften Aktien schottischer Banken. So reagierten die Finanzmärkte auf eine Umfrage vom Wochenende, wonach erstmals eine Mehrheit für eine Abspaltung vom Vereinigten Königreich ist. Die Schotten stimmen am 18. September darüber ab, ob sie weiter zu Großbritannien gehören wollen. Eine Loslösung hätte gravierende Folgen.

Welche Währung hätte Schottland? Falls die Schotten für die Abspaltung stimmen, bleibt zunächst das Pfund Zahlungsmittel. Denn die Unabhängigkeit käme nach bisherigen Planungen erst am 24. März 2016. Viele Separatisten würden gerne das Pfund behalten - in einer Währungsunion mit Großbritannien. Eine schottische Notenbank würde dann mit der Bank of England kooperieren. In London will die Politik davon nichts wissen.

Was passiert mit den Schulden? Um Kapitalmärkte und eigene Geldgeber zu beruhigen, hat die britische Regierung signalisiert, dass sie auch nach Loslösung der Schotten für alle Staatsschulden verantwortlich bleibt. Später aber müsse die neue Nation einen "fairen Anteil" der Verbindlichkeiten Großbritanniens übernehmen. Die Bank Sal. Oppenheim veranschlagt den Anteil auf 100 Milliarden Pfund, falls die britischen Staatsschulden nach Bevölkerungsanteilen aufgeteilt würden. Dann entsprächen die schottischen Schulden 64 Prozent der schottischen Wirtschaftsleistung.

Bliebe Schottland EU-Mitglied?

Bis März 2016 ja. Dann aber würde ein neuer Staat entstehen, der EU (und Nato) neu beitreten müsste. Womöglich muss sogar Rest-Britannien die EU verlassen: 2017 plant Großbritannien ein Referendum zur EU-Mitgliedschaft. Ohne die europafreundlichen Schotten aber haben die konservativen EU-Gegner mehr Gewicht und könnten in Rest-Britannien eine Mehrheit für den Austritt zusammenbekommen.

(rtr)
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