Düsseldorf Düsseldorf ist beim Car-Sharing vorne dabei

Düsseldorf · Das Mobilitätsverhalten in Deutschland befindet sich im Wandel. Bei der jungen Generation ist das Auto nicht länger Statussymbol, sondern Gebrauchsgegenstand. Teilen liegt im Trend. Der Car-Sharing-Markt boomt. Ganz besonders in Düsseldorf.

Carsharing in Düsseldorf: Ein Vergleich der Anbieter
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Fahrzeug-Sharing in Düsseldorf

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Foto: BMW

Es war einmal der große Traum: das eigene Auto. Für die junge Generation ist es heute oft nichts mehr als eine Ideologie der Vergangenheit. Laut dem Karlsruher Institut für Technologie nimmt in Deutschland in der Generation der 18- bis 35-Jährigen der Anteil derjenigen stetig ab, die einen eigenen Pkw besitzen. In Berlin verzichten bereits 46 Prozent der Einwohner auf ein eigenes Auto, in New York gar 56 Prozent. Andere Faktoren wie das Smartphone sind wichtig - und das Teilen. Nutzen statt besitzen lautet die Devise. Der florierende Markt des Car-Sharings unterstreicht die Entwicklung. Im Großstadtvergleich liegt Düsseldorf dabei mit einem geteilten Auto je 1000 Einwohner auf Rang vier.

Beim Car-Sharing, dem Teilen von Autos, setzen die Anbieter auf kilometer- und minutenbasierte Abrechnung. Nutzer finden freie Autos meist mit einer App. Zum Jahresanfang registrierte der Bundesverband Car-Sharing (BCS) in der Branche bei etwa 150 Anbietern 757.000 Teilnehmer (plus 67,1 Prozent im Vergleich zu 2013) und 13 950 Fahrzeuge (plus 24 Prozent). Das sind 54,3 Fahrer je Auto. Die stationsbasierte Variante nutzen 320.000 Teilnehmer - das Auto wird nun in bestimmten Stationen abgeholt. Die neuere, stationsunabhängige Variante ("Free Floating") boomt besonders und verzeichnete einen Zuwachs um 138,8 Prozent auf 437.000 Nutzer - die Autos werden flexibel geparkt.

Das Fraunhofer-Institut prognostiziert in Deutschland bis 2050 einen Rückgang des privaten Pkw-Besitzes um die Hälfte auf 250 Pkw pro 1000 Einwohner und weiter steigende Car-Sharing-Nutzerzahlen. Was sind die Gründe für den Boom?

Fraunhofer zeigt in mehreren Studien einen gesellschaftlichen Wandel und eine Veränderung des Mobilitätsverhaltens auf. Das Auto spielt, speziell bei der Jugend, verstärkt eine untergeordnete Rolle und gilt nur noch als eine Verkehrsoption von vielen. Das Teilen steht im Vordergrund. Experten, wie das Institut der Deutschen Wirtschaft sprechen von "Shareconomy". Das Smartphone eröffnet dabei alle Möglichkeiten, es ist "der Kompass des Teilens", wie es der "Spiegel" beschreibt. Man ist flexibel. Smartphone und Tablet-PC verdrängen das Auto immer stärker als Statussymbol.

Auch die Kosten eines privaten Pkw sind entscheidend. "Ökonomische Falle des privaten Autobesitzes", nennt es der Verkehrsclub Deutschland (VCD). Parkplatznot, Staus und Nachhaltigkeit sehen junge Bürger als weitere Argumente gegen ein eigenes Auto. Unternehmen wie BMW oder Daimler haben bereits reagiert und bieten eigene Dienste (s. Grafik).

Die Bahn hat ihr Angebot Flinkster vor 13 Jahren gestartet und verfügt mit 140 d eutschen Städten über das größte Netz geteilter Autos. "Unsere Mobilitätskette soll am Bahnhof nicht aufhören", sagt eine Bahnsprecherin. Beim Angebot von Flinkster besitze auch Nachhaltigkeit eine hohe Bedeutung.

Die Verbraucherzentrale NRW sieht den Boom positiv. "Car-Sharing ist eine gute Alternative, die Angebotsvielfalt erhöht sich", sagt Martin Klug, Mitarbeiter für Mobilität und Klimaschutz. Speziell das standortbasierte Teilen sei aus ökologischer Sicht empfehlenswert. Beim "Free-Floating" müsse man abwarten, ob auch diese Variante Menschen dazu bewege, vollständig auf ein eigenes Auto zu verzichten.

Auch der VCD freut sich über den Trend. "Mit Car-Sharing kann man Autos ökologisch und effizienter nutzen", sagt Sprecherin Anja Smetanin. Bislang fahren die Car-Sharing-Autos fast nur in größeren Städten. Das Angebot von Car2Go sowie DriveNow beschränkt sich auf sieben bzw. fünf Großstädte, darunter Düsseldorf. Das Verbreitungsgebiet von Flinkster und Stadtmobil ist deutlich größer. Autos beider Anbieter fahren auch in Duisburg, Krefeld und Solingen, Stadtmobil-Fahrzeuge in Moers. Smetanin ist das nicht genug: "Es wäre wichtig, dass sich ländlich etwas tut."

(RP)
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