Düsseldorf E-Plus bereitet intern sein Ende vor

Düsseldorf · Bei Deutschlands drittgrößtem Mobilfunker haben die Mitarbeiter per E-Mail erfahren, dass der Verkauf an Telefonica/O2 fast sicher ist. Damit entsteht ein neuer Mobilfunkriese - Jobs sind gefährdet, die Preise könnten steigen.

Beim geplanten Verkauf des Düsseldorfer Mobilfunkers E-Plus werden nun Fakten geschaffen. Vor den Mitarbeitern sagte Vorstandschef Thorsten Dirks gestern auf einer internen Versammlung gut gelaunt, dass er an sich von einer Genehmigung der Fusion ausgehe. Bereits am Tag davor hatten die Beschäftigten eine entsprechende E-Mail des Managements erhalten. Laut dem digitalen Brief, der unserer Redaktion vorliegt, wurden die Mitarbeiter in die neugegründete "E-Plus-Transition GmbH & Co. KG" umplatziert. Dies erleichtert, dass Telefonica/O2 die mittlerweile umbenannte Firma nach der Genehmigung der Fusion ohne jede Schuldenlast übernehmen kann.

Zusätzlich hat die Münchener Telefonica (O2) gestern erklärt, dass das künftige Gemeinschaftsunternehmen Telefonica/E-Plus ein Fünftel seiner Netzkapazitäten an den Wettbewerber Drillisch vermieten werde. Eine solche Zusage ist die Vorbedingung dafür, dass die EU voraussichtlich nächste Woche genehmigt, das Telefonica E-Plus für 8,6 Milliarden Euro schluckt.

Damit würde ein langes Tauziehen um die Zukunft des deutschen Mobilfunkmarktes zum Ende kommen. Noch vergangene Woche sprachen sich zwar das Bundeskartellamt sowie einige andere Wettbewerbsbehörden Europas bei einem vertraulichen Treffen mit der EU-Kommission gegen den Zusammenschluss von Deutschlands drittgrößtem Mobilfunker E-Plus mit Telefonica, der Nummer vier, aus. Das Argument: Wenn es künftig mit T-Mobile (Telekom), Vodafone und der neuen Gemeinschaftsfirma nur noch drei Anbieter im Markt gibt, drohten fast schon automatisch höhere Preise für die Kunden.

Auch der erzwungene Weiterverkauf von Kapazitäten nun an Drillisch würde daran nichts ändern, meinen das Kartellamt und auch Experten wie der Betriebswirtschaftsprofessor Torsten Gerpott: "Das ist ein ordnungspolitisches Feigenblatt für die EU-Kommission", sagt Gerpott, "am Ende müssen wir sehen, dass E-Plus eine wichtige Rolle dabei gespielt hat, die Mobilfunktarife runterzutreiben, und nun die Unabhängigkeit verliert."

Aus Sicht der EU und der Unternehmen sieht die Rechnung anders aus. Weil E-Plus das Geld für den Kauf einer umfassenden Lizenz für die nächste Mobilfunktechnik LTE gefehlt hatte, drohte das Unternehmen sowieso zurückzufallen. E-Plus und Telefonica werden dagegen gemeinsam mehr Kunden als jeweils Vodafone und T-Mobile in Deutschland haben und können damit mehr in das Netz investieren.

Die Belegschaft von E-Plus muss sich nun auf härtere Zeiten einstellen. In der Verwaltung der neuen Firma sollen bis 2018 knapp 404,7 Millionen Euro an Kosten eingespart werden. Dies ergibt sich aus einem Gutachten der Wirtschaftsprüferfirma PwC. Insgesamt wolle man eine "schlankere und beweglichere Organisation", schreibt PwC. Man wolle Synergien in den Bereichen "IT, Administration und Büromieten" heben. Anders formuliert: Viele der insgesamt zehntausend Arbeitsplätze - rund 4000 bei E-Plus, rund 6000 bei Telefonica - und auch einige Standorte werden wegfallen.

Die spannendste Frage ist nun, ob E-Plus-Chef Dirks Chef der neuen Gemeinschaftsfirma wird. Die meisten Branchenexperten rechnen damit, weil der frühere O2-Chef Rene Schuster bereits vor Monaten die Firma verließ und seitdem nicht mehr ersetzt wurde. Außerdem hat der frühere Bundeswehroffizier Dirks als Manager und Marketingexperte einen sehr guten Ruf in der Branche.

(RP)
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