Wettstreit um Air Berlin Easyjet bewirbt sich für Routen ab Düsseldorf

Düsseldorf · Der Kampf um Air Berlin geht weiter: Die britische Easyjet drängt an den Rhein und will einige Flüge übernehmen, die von Düsseldorf aus starten. Konkurrent Lufthansa versucht gegenzuhalten.

Flugzeug von Air Berlin. (Symbolbild)

Flugzeug von Air Berlin. (Symbolbild)

Foto: dpa, wk lof

Obwohl die Lufthansa praktisch sicher die größten Teile der insolventen Air Berlin erhalten wird, tobt der Kampf um die Zerlegung der Fluggesellschaft weiter. Wie unsere Redaktion aus gut informierten Kreisen erfuhr, hat sich der britische Billigflieger Easyjet tatsächlich nicht nur um Teile von Air Berlin in der Hauptstadt beworben, wo Easyjet bereits vertreten ist. Die Londoner Airline hat dem Gläubigerausschuss von Air Berlin am Donnerstag vielmehr auch konkret vorgeschlagen, für einen guten Preis eine Reihe an Routen ab Düsseldorf zu übernehmen, die zu attraktiven Zielen wie München oder Hamburg führen.

Über ein solches zu erwartendes Angebot hatte unsere Redaktion schon Ende August berichtet. Jetzt ist es Realität geworden: "Easyjet will in Düsseldorf eine Reihe an interessanten Flügen zu wichtigen Großstädten übernehmen", sagt ein Kenner der Verhältnisse, "jetzt haben wir eben die Diskussion, auf welche Strecken Lufthansa und ihr Ableger Eurowings sowieso aus kartellrechtlichen Gründen verzichten sollten und ob es weitere Zugeständnisse geben wird und sollte."

Auch wegen des Streits zwischen Lufthansa und Easyjet um die Teile des untergehenden Wettbewerbers wird der Aufsichtsrat von Air Berlin am Montag noch nicht endgültig über die Zerschlagung entscheiden. Aber einen ersten Zwischenstand wollen Vorstandschef Thomas Winkelmann, der für die Verwaltung der Insolvenz zuständige Generalbevollmächtigte Frank Kebekus sowie der Sachwalter Lucas Flöther am Montag verkünden. Danach soll bis zum 12. Oktober ausgehandelt werden, wie die Zerlegung von Air Berlin konkret laufen wird.

Sorgen um rund 1200 Mitarbeiter

Die Gewerkschaften drängen derweil auf die Übernahme möglichst vieler der rund 8000 Mitarbeiter zu fairen Bedingungen bei Lufthansa, Easyjet und dem Ferienflieger Condor, wenn diese Teile von Air Berlin übernehmen. "Wir erwarten jetzt, dass diese Unternehmen Verantwortung für die Beschäftigten übernehmen und ihnen gute Zukunftsperspektiven bieten", sagt Christine Behle, Vorstand der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi. Besonders große Sorgen machen ihr dabei die rund 1200 Mitarbeiter, die für die schon bald stillgelegte Langstreckenflotte von Air Berlin arbeiten - sehr viele davon in Düsseldorf. Behle: "Wir fordern ein tragfähiges Konzept, das den Erhalt möglichst vieler Arbeitsplätze beinhaltet."

In eine ähnliche Richtung drängt die Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC). Ebenso wie Verdi wollen die Piloten verhindern, dass sich Mitarbeiter von Air Berlin nur einzeln und ohne jede vereinbarte Übergangsregelung bei ihren neuen Arbeitgebern bewerben. "Wir sind gemeinsam bei Air Berlin", sagte VC-Vorstand James Phillips unserer Redaktion, "also sollte es auch eine Lösung für alle gemeinsam geben." Er will insbesondere verhindern, dass ältere Kollegen aussortiert werden, weil sie vielleicht ein besonders gutes Gehalt gewohnt sind.

Konkret schlägt die VC vor, möglicherweise zeitweise die Arbeitszeit für Piloten zu senken, damit alle Kollegen von Air Berlin unterkommen. Dauerhaft glaubt Phillips allerdings, dass die Piloten sich wenige Sorgen um ihre Zukunft machen müssen: "Viele Airlines suchen Piloten. Also sollten die Bieter von Air Berlin nun auch froh darüber sein, wenn sie nun so viele gute Leute schnell kriegen können."

Viele Entlassungen sind bei Air Berlin trotzdem zu erwarten - so auch in der Zentrale in Berlin. Bundesarbeitsministerin Andreas Nahles (SPD) schlägt eine Transfergesellschaft vor: "Wenn bei einer Übernahme von Air Berlin Entlassungen nicht vermieden werden können, ist eine Transfergesellschaft eine sinnvolle Möglichkeit, den Beschäftigten zu helfen."

(rky)
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