Düsseldorf Edeka und Rewe einig: Kaiser's atmet auf

Düsseldorf · Die Konzerne haben sich auf eine Aufteilung der Filialen in Berlin geeinigt. Damit ist der Deal zwar noch nicht unter Dach und Fach, aber dessen Wahrscheinlichkeit ist deutlich gestiegen - und damit die Chance auf jahrelangen Joberhalt.

Einigung bei Rewe und Edeka: Kaiser's Tengelmann atmet auf
Foto: dpa, obe kno lof

Eigentlich sollte gestern in Sachen Kaiser's Tengelmann ein Tag des Gerichts sein, vor dem Bundesgerichtshof. Stattdessen ist es womöglich der Beginn eines friedvollen Miteinanders unter den deutschen Handelsriesen geworden. Edeka und Rewe haben sich auf eine Aufteilung der Kaiser's-Filialen in Berlin geeinigt und sind auf dem Weg, das mehr als einjährige Gerangel um die traditionsreiche Supermarktkette zu beenden. Mit der Einigung der beiden größten deutschen Lebensmittelhändler wäre der Weg frei für die Umsetzung der Ministererlaubnis, mit der nach dem Verbot des Bundeskartellamtes die Übernahme von Kaiser's Tengelmann durch Edeka doch noch möglich gemacht werden sollte.

Der Durchbruch scheint geschafft, auch wenn sich beide Seiten gestern Abend noch betont vorsichtig gaben und erklärten, der Kaufpreis müsse noch ausgehandelt werden. Auch um die Aufteilung von Pensionsverpflichtungen und die Kosten für den Jobabbau in der Zentrale und Lagern wird noch gefeilscht. Binnen zwei Wochen sei dennoch denkbar, dass der notwendige Vertrag unterschriftsreif sei, hieß es. Bis dahin wird auch die Beschwerde von Rewe beim Oberlandesgericht (OLG) Düsseldorf vorerst noch ruhen, aber nicht zurückgezogen werden. Diese Beschwerde hatte das OLG letztlich dazu gebracht, den Deal auf Eis zu legen, weil die Sorge laut geworden war, Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel könnte bei seiner Entscheidung befangen gewesen sein.

Das Berliner Filialpaket, mit dem Edeka Rewe die Zustimmung zum Deal abkaufen wollte, steht zumindest. Darum ist gestritten worden, weil sich in der Region um die Hauptstadt natürlich jeder am liebsten die besten Niederlassungen sichern und die weniger attraktiven nur zu gern dem Konkurrenten lassen wollte. Noch nicht klar ist, was mit den Niederlassungen in NRW geschieht, um die es ebenfalls Diskussionen gegeben hatte.

Der Streit zwischen Edeka und Rewe ist mit der Einigung über die Berliner Niederlassungen auch noch nicht endgültig vom Tisch. Denn der Branchenführer hatte gestern schon vor der Übereinkunft die nächste Waffe ausgespackt und Beschwerde gegen die Übernahme von 200 Märkten der Coop-Gruppe durch Rewe eingelegt. Die angebliche Begründung, die bisher nicht offiziell bestätigt wurde: Das Kartellamt habe bei der Genehmigung des Rewe-Coop-Deals nicht die gleichen Maßstäbe angelegt wie bei der beabsichtigten Übernahme von Kaiser's Tengelmann durch Edeka.

Die Wettbewerbshüter hatten Rewe vor einigen Wochen die Übernahme der Coop-Märkte erlaubt unter der Auflage, dass beide Unternehmen zuvor einige Märkte abgeben. Coop betreibt derzeit in Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg und Hamburg rund 200 Filialen unter der Marke Sky und setzte damit 2015 rund 1,2 Milliarden Euro um.

Die Edeka hat sich nun ihrerseits durch die Beschwerde alle juristischen Möglichkeiten offen gehalten. Womöglich spekulieren die Hamburger darauf, dass sie bei Coop so zum Zuge kommen wie Rewe bei Kaiser's. Einen Grund, die Beschwerde zurückzuziehen, sah Edeka jedenfalls gestern noch nicht. Rewe erklärte: "Die Beschwerde von Edeka ist für die laufenden Gespräche über Kaiser's Tengelmann nicht relevant. Sie hat keine aufschiebende Wirkung und ist unseres Erachtens ebenso rechtlich unbegründet wie aussichtslos."

Aufatmen herrscht jetzt erst einmal bei der Belegschaft von Kaiser's Tengelmann. Denn die Chance auf vorläufigen Joberhalt ist deutlich gewachsen. Zieht die Ministerlaubnis, ist damit die Verpflichtung verbunden, die mehr als 15.000 Arbeitsplätze bei der Supermarktkette für die nächsten fünf Jahre zu erhalten. Das schließt zwar weder den Verkauf einzelner Filialen aus noch den Abbau einzelner Stellen mit Zustimmung der Betroffenen und der Gewerkschaft Verdi. Aber die Lösung bietet weitaus mehr Sicherheit, als wenn der Vertrag zwischen Tengelmann und Edeka geplatzt und Kaiser's in kleine Teile zerschlagen worden wäre.

(RP)
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