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30 Jahre E-Mail Elektronische Verträge ohne Papier

Düsseldorf · Die Mail wird Standard im Austausch mit Behörden und unter Geschäftsleuten.

Ray Tomlinson hat die E-Mail zwar erfunden, aber er hat sich mächtig geirrt: "Ich dachte nur, das sei eine niedliche Idee." Welch kolossale Fehleinschätzung. Vor 30 Jahren erreichte die erste E-Mail Deutschland, sie kam beim IT-Experten Michael Rotert bei der Uni-Karlsruhe an. Die Adresse hieß "rotert@germany", die falsch geschriebene Betreffzeile lautete: "Wilkommen in CSNET!", die elektronische Verbindung mit Gleichgesinnten in den USA stand. "Uns war klar, dass mit diesem neuen Medium die Kommunikation wesentlich schneller vonstatten gehen würde", sagt Rotert heute. Aus der niedlichen Idee Tomlinsons ist die fundamentale Grundlage eines jeden Business geworden. Das papierlose Büro, einst blanke Illusion, ist gar nicht mehr fern.

Für Privatnutzer hat die eigene E-Mail-Adresse den Status der persönlichen Identität im Internet. "Die E-Mail ist die digitale Existenz-Begründung eines jeden Internetnutzers. Ohne E-Mail-Adresse kann man nichts bestellen, sich nicht registrieren, keine Apps kaufen, keinen Newsletter abonnieren", sagt Jan Oetjen, Vorstand der 1&1 Internet AG und Geschäftsführer der beiden größten deutschen Mail-Anbieter web.de und GMX. "Insofern hat die E-Mail eine ähnliche Bedeutung wie die Erfindung des Buchdrucks."

Doch sie verändert sich: Die E-Mail von morgen ist durch immer weiter verbreitete Verschlüsselungen keine Postkarte mehr, die jeder einsehen kann. Dafür wird sie künftig auch keine Urlaubsgrüße und andere seichte Worte von Freund zu Freund beinhalten. Die E-Mail ersetzt künftig den Brief im Geschäftsverkehr, nicht den kleinen Grußhappen zwischendurch.

Studien der Radicati Group, einem Forschungsunternehmen aus Palo Alto im Silicon Valley, zeigen: Die Zahl der E-Mail-Accounts wird von heute rund 4,1 Milliarden auf 5,2 Milliarden im Jahr 2018 steigen. Auch die Zahl der E-Mail-Nutzer steigt von heute 2,5 Milliarden auf 2,8 Milliarden in vier Jahren. Das geht aber ausschließlich auf den wachsenden elektronischen Schriftwechsel im Geschäftsverkehr zurück: Das Aufkommen an Business-Mails wächst bis 2018 um jährlich etwa sieben Prozent auf dann rund 140 Milliarden am Tag. Die Zahl der Mails mit ausschließlich privatem Hintergrund bleibt nahezu konstant bei rund 88 Milliarden am Tag. Mail-Pionier Rotert verzeichnet unter Privatleuten sogar einen Rückgang des Mail-Verkehrs um bis zu fünf Prozent im Jahr.

Das bedeutet aber nicht, dass Privatleute sich weniger zu schreiben haben. Sie sagen sich auch weiter lauter nette Dinge, nur wählen sie dafür andere Plattformen. Messenger wie WhatsApp, der Kurznachrichtendienst Twitter oder soziale Netzwerke wie Facebook laufen der Mail den Rang ab. Über sie werden künftige Postkarten verschickt, die Mail bleibt als Brief an Behörden. Im Business sorgen dafür neue Standards wie die De-Mail, die bei rund einer Million Nutzer in Deutschland noch am Anfang steckt. Wer mit Behörden kommuniziert, schickt über seinen De-Mail-Zugang elektronische Post, die er auch nicht mehr unterschreibt. Er identifiziert sich mit seinem Personalausweis mit EID-Funktion. Auf diese Weise, so legt es das E-Government-Gesetz fest, kann zum Beispiel das Zustandekommen eines Vertrags nachgewiesen werden, ganz ohne Papier. Das ist nicht niedlich. Sondern bald Standard.

(RP)
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