"Energiewende muss Spaß machen"

mit Max Schön, Präsident "Club of Rome" Deutschland

Die Energiewende ist die größte wirtschaftspolitische Herausforderung dieser Zeit. Ist das den Deutschen eigentlich bewusst?

Schön Ich glaube, beim Endverbraucher ist das noch nicht angekommen. Das ist bislang die große Schwäche der Energiewende. Es fehlen Antworten. Wo und wie sollen die Netze gebaut werden? Welchen Energiemix wollen wir? Wo und wie viel Energie können wir einsparen? Welche Anreize setzt der Staat? Die Energiewende ist viel mehr als nur der Atomausstieg. Der Klimaschutz ist aus der öffentlichen Debatte herausgefallen. Dabei ist er ein zentrales Ziel der Energiewende.

Was ist nachhaltig an einer Energiewende, die Atomkraftwerke abschaltet und durch Kohlekraftwerke einsetzt?

Schön Wir brauchen konventionelle Kraftwerke zum Ausgleich der Spitzen bei der Stromversorgung. Dabei sollte es aber vorrangig um Gaskraftwerke gehen, um Schwankungen von Wind und Sonnenenergie auszugleichen. Wir brauchen einen klaren Fahrplan auch für den Einsatz konventioneller Kraftwerke.

Geht das: Niedrige Stromkosten und Öko-Energie und Klimaschutz?

Schön Es kommt auf den Energiekostenanteil an den Gesamtkosten eines Verbrauchers oder Unternehmers an. Wenn Firmen und Bürger deutlich mehr Energie einsparen, ist es auch verkraftbar, wenn Energie teurer wird. Die Energiewende bietet derzeit keine Investitionssicherheit. Die Investoren wollen ja in Kraftwerke und Netze investieren. Sie kennen nur nicht die Bedingungen.

Scheitert die Energiewende eher an der Umsetzung oder der Technologie?

Schön An der Technologie nicht. Die Politik hinkt mit den Maßnahmen hinterher und hat es bisher nicht geschafft, ein Klima der Veränderungen im Land zu erzeugen. Die Energiewende muss positiv besetzt sein, im besten Fall Spaß machen. Alle Gruppen der Gesellschaft Inte müssen Interesse an dieser Aufgabe haben. Die Ethik-Kommission hat in ihrem Bericht vor einem Jahr einen Gesamtplan angemahnt, in dem die Herausforderungen für alle Teile der Gesellschaft beziffert sind. Die Energiewende ist eben nicht nur die Sache der vier großen Energiekonzerne.

Was kann die Politik tun?

Schön Die Energiewende braucht klare Regeln. Und die Politik hat Vorbildfunktion. Nur zwei Beispiele: In der Regierung müsste es einen Beauftragten geben, der die Umsetzung der Energiewende koordiniert. Im ersten Jahr ist zu wenig passiert. Die Verwaltung muss vorangehen. Öffentliche Gebäude müssten als erste energetisch saniert werden, das Beschaffungswesen strikt auf Recyclefähigkeit der Produkte ausgerichtet werden. Das würde dem Markt einen Schub geben. Die Politik kann Anreize schaffen, damit Verbraucher und Firmen in die Energiewende investieren.

Michael Bröcker stellte die Fragen.

(RP)
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