Seoul Entschuldigung für Handy-Brände

Seoul · Samsung hat sich Zeit genommen, um die Probleme beim Vorzeige-Modell Galaxy Note 7 zu untersuchen. Batterie-Probleme sollen die Brände verursacht haben. Das nächste Modell droht sich nun zu verzögern.

Es waren doch die Batterien: Smartphone-Marktführer Samsung hat die Brände bei seinem Vorzeigegerät Galaxy Note 7 auf Design- und Produktionsfehler bei den Akkus zurückgeführt. Probleme mit der Hardware und Software des Telefons schloss der Konzern dagegen aus. Mit der Markteinführung seines nächsten Spitzenmodells Galaxy S8 will sich der Apple-Konkurrent nun mehr Zeit lassen als üblich.

Fast 700 Experten hätten bei der monatelangen Ursachenforschung mehr als 200.000 Smartphones und mehr als 30.000 Batterien überprüft, teilte Samsung mit. Das Unternehmen übernehme die Verantwortung für "unser Versagen, die Probleme beim Batterie-Design und beim Produktionsprozess vor der Markteinführung des Note 7 zu erkennen und bestätigen", sagte der Leiter der Smartphone-Sparte, Koh Dong Jin, in Seoul.

Samsung hatte mit dem Telefon, das gegen Apples iPhone 7 antreten sollte, ein für die Branche beispielloses Debakel erlebt. Die dadurch entstandene Belastung im operativen Geschäft bezifferten die Südkoreaner auf 5,3 Milliarden Dollar (etwa 4,9 Mrd Euro).

Nach ersten Bränden hatte Samsung im September zunächst eine Austauschaktion eingeleitet. Nachdem aber auch vermeintlich sichere Ersatzgeräte in Brand gerieten, stellte das Unternehmen die Produktion und den Verkauf des Modells komplett ein. Es folgten Klagen von Verbrauchern, etwa in den USA und Südkorea. Bisher seien 96 Prozent von etwa drei Millionen "verkauften und aktivierten Geräten" zurückgegeben worden, hieß es.

Mit der Fehleranalyse und der Veröffentlichung setzt Samsung auch darauf, verlorengegangenes Vertrauen bei den Kunden zurückzugewinnen. Über die interne Analyse bei Samsung hinaus hatten sich drei unabhängige Industrie-Organisationen einschließlich zweier Firmen aus den USA mit den Problemen beschäftigt. Der TÜV Rheinland analysierte dabei die Zulieferkette. Bei den Überprüfungen wurden den Angaben zufolge sowohl bei den Batterien im ersten Note 7 als auch beim zweiten Batterie-Modell von einem anderen Hersteller Fehler gefunden. Der erste Batterietyp wurde von einer Schwesterfirma von Samsung Electronics geliefert, der zweite stammt nach Medienberichten vom chinesischen Hersteller Amperex Technology Ltd.

Koh kündigte Maßnahmen an, durch die eine Wiederholung ähnlicher Pannen künftig vermieden werden soll. Samsung hofft, mit der Veröffentlichung der Analyse die Angelegenheit aus der Welt schaffen zu können, bevor sein nächstes Flaggschiff-Modell Galaxy S8 vorgestellt wird. Wann dieses aber eingeführt wird, ist unklar. Es gebe derzeit keine Pläne, das S8 beim Branchentreff Mobile World Congress in Barcelona vorzustellen, sagte Koh. Zuletzt hatte Samsung die Veranstaltung in Spanien stets genutzt, um seine Vorzeigemodelle vorzustellen.

(dpa)
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