Berlin/Düsseldorf Eon erwartet Milliardenverlust für 2015

Berlin/Düsseldorf · Die Börse reagiert entsetzt auf die Rolle rückwärts bei der Atom-Abspaltung. Grüne und Union begrüßen die Pläne.

Nicht einmal ein Jahr hat die Aufbruchstimmung bei Eon angehalten. Nun muss der Düsseldorfer Konzern seine Umbaupläne radikal umschreiben. Anders als geplant lagert er das deutsche Atomgeschäft nun doch nicht in die neue Düsseldorfer Gesellschaft Uniper aus, sondern behält es. Die Anleger reagierten entsetzt: Die Eon-Aktie verlor zeitweise über sieben Prozent und fiel auf 8,96 Euro, ein Rekordtief. Vor sieben Jahren stand sie noch bei 50 Euro.

Die Politik reagierte dagegen erfreut. Der frühere Bundesumweltminister Jürgen Trittin (Grüne) sagte: "Der erste Versuch von Eon, sich bei der Haftung für die Folgen der Atomkraft aus dem Staub zu machen, dürfte vorerst gescheitert sein." Die Entscheidung des Aufsichtsrats offenbare, was Eon immer bestritten habe: "Mit der Ausgliederung von Uniper samt Atomkraftwerken sollte eine Bad Bank für alte AKWs geschaffen werden." Jetzt komme es darauf an, auch anderen Versuchen zu begegnen, sich aus der Haftung zu schleichen."

Unionsfraktionsvize Michael Fuchs sagte: "Ich begrüße die Entscheidung von Eon." Damit zeige der Konzern, dass er weiter zu seiner Verantwortung stehe. Das Bundeswirtschaftsministerium wollte die Entscheidung nicht bewerten. Der Aufsichtsrat der Eon AG hatte (wie berichtet) beschlossen, dass das deutsche Atomgeschäft in der Verantwortung von Eon bleibt und dort unter dem alten Namen PreussenElektra fortgeführt wird. Anlass ist das von Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) geplante Gesetz, wonach Mutterkonzerne auch für abgespaltene Atomgeschäfte auf Dauer haften sollen.

"Es ist nicht zumutbar, für ein Geschäft verantwortlich zu bleiben, ohne operativ Einfluss zu haben", sagte gestern Eon-Chef Johannes Teyssen. Auf einen Erfolg vor Gericht hätte man nicht warten können. Januar 2016 will Eon sich in Eon neu und Uniper aufspalten. "Der Zeitplan ist ambitioniert, aber weiter machbar", sagte Teyssen.

Unionsfraktionsvize Michael Fuchs erwartet nicht, dass Gabriel sein Gesetz nun stoppt. "Ich rechne nicht damit, dass das Vorgehen von Eon Einfluss auf die Pläne des Wirtschaftsministers in Sachen Nachhaftungsgesetz hat." Die Union habe aber noch Gesprächsbedarf.

Zugleich nutzte Eon den Kurswechsel, um weitere Abschreibungen in Höhe eines mittleren einstelligen Milliarden-Betrags auf seine Kohle- und Gas-Kraftwerke und das Fördergeschäft vorzunehmen. Ursache sind die gefallen Börsenpreise für Strom. Damit steuert Eon für 2015 unterm Strich auf einen neuen Milliarden-Verlust zu. 2014 hatte der Konzernfehlbetrag bereits 3,1 Milliarden betragen. Am operativen Gewinn soll sich nichts ändern, daher soll es auch weiter eine Dividende von 50 Cent je Aktie geben.

Die Kurskorrektur verändert auch für die neue Uniper einiges. Anders als geplant geht sie nicht schuldenfrei an den Start, sondern bekommt von Eon Milliarden-Schulden mit. Zudem wird sie nur 14 000 Mitarbeitern haben, Eon 43 000. Da Eon neu künftig ganz auf Grün setzt, soll der noch bis 2022 erzeugte Atomstrom auch nicht unter dem Namen Eon verkauft werden. Der Konzern betreibt noch drei Atomkraftwerke: Brokdorf, Grohnde und Isar 2 und hält an weiteren Meilern Minderheitsanteile. Eon behält die Atom-Rückstellungen im Wert von 16,6 Milliarden Euro.

(RP)
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