Essen Eon-Finanzchef kehrt zu Siemens zurück

Essen · Michael Sen soll die Gesundheitstechnik an die Börse bringen. Erst muss er aber Eons trübe Bilanz 2016 fertig stellen.

Das war ein kurzes Gastspiel, das Michael Sen bei Eon gab: Im Juni 2015 hatte er bei dem Energiekonzern als Finanzvorstand angefangen. Nun ist er schon wieder auf dem Sprung zurück zu Siemens, wo der in Korschenbroich geborene Manager groß geworden ist. Hier soll der 48-Jährige die Führung der Medizintechnik-Sparte von Siegfried Russwurm übernehmen, die Siemens an die Börse bringen will.

Eon sei über den Wechsel informiert, teilte der Essener Konzern mit. Doch offenbar geschah das sehr kurzfristig: Einen Nachfolger kann der Konzern noch nicht präsentieren. Aufsichtsrats-Chef Karl-Ludwig suche jetzt intern und extern nach einem neuen Finanzvorstand, heißt es im Konzern. Eon erklärte: "Das Präsidium wird dem Aufsichtsrat für seine Sitzung im Dezember die Beschlüsse für eine Nachfolge vorschlagen."

Doch bis Frühjahr muss Sen noch bleiben, um das miserable Geschäftsjahr 2016 zu Ende zu bringen. Eon hat in den ersten drei Quartalen einen Verlust von 9,3 Milliarden Euro gemacht. Sen hat für das vierte Quartel weitere Lasten angekündigt, weitere Abschreibungen auf die Kraftwerkstochter Uniper und eine Erhöhung der Atom-Rückstellungen stehen an. "Michael Sen wird seine Aufgabe in jedem Fall bis zum Jahresabschluss 2016 fortsetzen", erklärte Eon, auch um die Finanzmärkte zu beruhigen. Die Eon-Aktie gab um 2,5 Prozent auf 6,15 Euro nach.

Sens Bilanz bei Eon fällt durchwachsen aus. Bei der Belegschaft sei er wenig beliebt, heißt es im Konzern. Mit seiner blumigen Sprache und schlitzohrigen Art habe er sich nicht viele Freunde gemacht. Zwar gelang der Börsengang von Uniper, doch dieser wird getrübt durch die hohen Abschreibungen. Zudem habe Sen das Sparprogramm "Phoenix", das Eon nun auflegt, auf sich zugeschnitten. Jetzt gehe er, bevor es richtig startet. Das macht Kley die Sache nicht leichter, der im Juni Werner Wenning als Aufsichtsratschef abgelöst hat. Wenning hatte Sen einst zu Eon geholt.

Am 30. November will der Siemens-Aufsichtsrat laut "Manager Magazin" die Personalie beschließen. Sen ist Siemens-Gewächs durch und durch. Er hatte bei Siemens in Berlin eine Ausbildung zum Industriekaufmann gemacht und war nach einem Wirtschaftsstudium in die Zentrale nach München gegangen.

Seit 2008 war Sen Finanzchef der Siemens-Medizintechniksparte Healthcare und hatte sich Hoffnung auf deren Führung gemacht. Doch Siemens-Chef Joe Kaeser zog gleich zweimal andere Manager dem ehrgeizigen Sen vor. Beide hatten offenbar Probleme. Nun bekommt Sen eine Chance und soll - mit der Erfahrung der Uniper-Abspaltung im Rücken - den Milliarden-schweren Börsengang der Medizintechnik organisieren.

(anh)
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