Verluste beim Energieriesen Jetzt muss Eon liefern

Meinung | Düsseldorf · Der Energiekonzern Eon hat im vergangenen Jahr 16 Milliarden Euro Verlust gemacht. Rund tausend Stellen sollen nun in Deutschland wegfallen. Was für ein Absturz!

 Johannes Teyssen, Vorstandsvorsitzender des Energiekonzerns Eon. (Archivfoto)

Johannes Teyssen, Vorstandsvorsitzender des Energiekonzerns Eon. (Archivfoto)

Foto: Rolf Vennenbernd

16 Milliarden Euro — das ist der zweithöchste Verlust, den ein deutscher Konzern jemals eingefahren hat. Nur die Deutsche Telekom war 2002 noch schlechter. Und es ist nicht das erste Mal, dass Eon rote Zahlen schreibt: Seit 2014 summieren sich die Verluste auf über 25 Milliarden Euro.

In der Folge müssen nun noch einmal 1300 Mitarbeiter gehen — nach 11.000 beim vorangegangenen Abbauprogramm. Kündigungen sollen vermieden werden, sind aber nicht ausgeschlossen. Ein harter Schnitt für die Belegschaft. Einen Teil ihrer Enttäuschung können die Mitarbeiter bei Eon-Chef Johannes Teyssen lassen: Zu spät ist der Konzern auf den Ökostrom-Zug aufgesprungen und hat Milliarden bei Abenteuern wie in Brasilien verbrannt. Zu einem anderen Teil aber ist die Politik schuld, die mit dem überstürzten Atomausstieg nach Fukushima und der planwirtschaftlichen Energiewende das Geschäftsmodell einer ganzen Branche zerstört hat.

Lange hat Eon der Krise zugesehen — und dann der Branche mit der Aufspaltung vorgemacht, wie ein Ausweg aussehen kann. Mit dem Milliardenverlust 2016 will Eon-Chef Johannes Teyssen jetzt einen Schlussstrich ziehen. In der Tat muss nun die immer wieder versprochene Wende kommen: Das Eigenkapital ist dramatisch von 19 Milliarden auf eine Milliarde geschrumpft. Ein Handwerker würde mit einer solchen Entwicklung über den Gang zum Insolvenzgericht nachdenken.

Eon betonte dagegen, dass die Verluste vor allem Buchverluste seien, das operative Geschäft aber gut laufe. In der Tat hat der Konzern mit dem Netzgeschäft eines, bei dem man nichts falsch machen kann. Beim Ökostrom ist Eon immerhin weiter als der Konkurrent Innogy, wenn auch für große Investitionen kein Geld da ist.

Eon kann die Wende schaffen. Eine andere Frage ist, ob auch die Tochter Uniper auf Dauer ohne staatlich organisierte Hilfe für Kraftwerke überleben kann. Die sind und bleiben ordnungspolitisch falsch. Ein Umbau, der wesentlich am Steuerzahler hängt, ist nicht überzeugend.

Die größte Gefahr für den Eon-Konzern ist es, zum Übernahmekandidaten zu werden, zumal er nun die Giftpille Atomkraft los wird. Eon kann (wie die drei anderen Atomkonzerne) das Problem der Endlagerung beim Steuerzahler lassen, hat aber (anders als die drei anderen) keinen großen Ankeraktionär, der den Konzern vor dem Zugriff aggressiver Aktionäre schützt. Auch deshalb wurden die Eon-Aktionäre jetzt erneut geschont — und können sich trotz der Dauerverluste über eine gute Dividende freuen. Nun muss Teyssen liefern.

(anh)
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