Düsseldorf Eon macht sich mit Rekordverlust hübsch

Düsseldorf · Der Düsseldorfer Konzern wirft mit hohen Abschreibungen Ballast ab und macht 3,1 Milliarden Euro Verlust.Die Auslands-Strategie erweist sich als Flop. Nun soll die Aufspaltung in zwei Konzerne die Wende bringen.

Ausgerechnet am Jahrestag von Fukushima legte Eon seine letzte reguläre Bilanz als Großkonzern vor. Japans Atomunglück und die folgende deutsche Energiewende haben die Versorger in eine tiefe Krise gestürzt, auf die Eon 2016 mit einer Aufspaltung reagiert. Für die macht Eon sich nun hübsch und packt Abschreibungen auf Kraftwerke in Milliarden-Höhe in die Bilanz. Die Folge ist ein Verlust von 3,2 Milliarden Euro - der höchste in der Branchen-Geschichte. Im Vorjahr hatte Eon noch 2,5 Milliarden Euro eingefahren. Eon-Chef Johannes Teyssen. Dennoch sieht Eon-Chef Johannes Teyssen den Konzern im Vergleich zur Konkurrenz besser aufgestellt. Eon habe früher als andere Kosten gesenkt und gebe nun eine konsequente unternehmerische Antwort auf die Energiewende, so Teyssen. So geht es weiter:

Arbeitnehmer Bis Ende 2014 hat Eon im Rahmen des Sparprogramms Eon 2.0 rund 10 500 seiner einst 80 000 Arbeitsplätze abgebaut. In diesem Jahr sollen 1200 Stellen folgen, für die Hälfte von ihnen seien die Modalitäten schon vertraglich fixiert, sagte Personalvorstand Mike Winkel. Er betonte, man habe sozialverträgliche Regelungen gefunden. Mit der Aufspaltung selbst soll aber kein weiterer Stellenabbau verbunden sein, hatte der Konzern schon Ende November betont. Der größte Teil der Mitarbeiter wisse bereits, wo er nach der Aufspaltung arbeiten werde, sagte Teyssen. 20 000 gehen in die Neue Gesellschaft, in der man Atom-, Kohle- und Gas-Kraftwerke sowie das Russland- und Brasilien-Geschäft bündelt. In die bisherige Eon, die der Vorstand "Future Eon" nennt, sollen Zukunftsgeschäfte wie der Ökostrom, das sichere Netzgeschäft und der Vertrieb gehen. Hier arbeiten künftig 40 000 Mitarbeiter, Düsseldorf bleibt Zentrale. Die Neue Gesellschaft geht voraussichtlich nach Essen, aber auch Gelsenkirchen ist im Spiel.

Aktionäre Um die Aktionäre während des Umbaus bei der Stange zu halten, will Eon für 2014 (und auch für 2015) eine Dividende von 50 Cent je Aktie zahlen, wie Teyssen gestern bekräftigte. Eine Dividende ist trotz des Milliarden-Verlustes möglich, weil der um Abschreibungen und andere Faktoren bereinigte Konzernüberschuss noch genug hergibt. Die Aktie legte gestern zeitweise um 1,5 Prozent zu, während RWE erneut nachgab. Eon habe früher als RWE den Absturz der Strompreise kommen sehen und mehr Strom rechtzeitig auf Termin verkauft, zudem habe Eon nach Verkäufen mehr Handlungsfreiheit und nutze diese, sagte Equinet-Analyst Michael Schäfer. "Von diesem Prinzip Hoffnung lebt derzeit die Aktie." Die "Future Eon" sieht der Vorstand künftig in der ersten Börsenliga, bei der Neuen Gesellschaft ist das fraglich.

Spitzenpersonal Zu den Details des Umbaus wie dem neuen Spitzenpersonal will sich Eon erst im zweiten Quartal äußern. "Erst kommen die Sach-, dann die Personalentscheidungen", sagte Teyssen. An Spekulationen, ob er Aufsichtsrats-Chef werden wolle, wolle er sich nicht beteiligen, sagte er nur.

Probleme Als Flop hat sich die vor einigen Jahren ausgerufene Eroberung ausländischer Märkte herausgestellt. Die Nicht-EU-Länder tragen immer weniger und jetzt nur noch gut 400 Millionen Euro zum operativen Gewinn (Ebitda) von 8,3 Milliarden bei. Das Brasiliengeschäft hat Eon fast vollständig abgeschrieben. "Brasilien bot viel Anlass zu Frustrationen", räumte Teyssen ein. In Russland und Türkei verdirbt die Währungsschwäche das Geschäft. "Wir stehen aber zu Russland", betonte Teyssen. Noch hängen auch 1,4 Milliarden Euro des Gewinns an deutschen und schwedischen Atomkraftwerken. Wenn damit in Deutschland 2022 Schluss ist, muss sich die Neue Gesellschaft neue Ertragsquellen suchen. Auch der Schuldenabbau stockt. Wegen der steigenden Pensionsrückstellungen drücken Eon nun Schulden von 33,4 Milliarden Euro. "2015 wird ein ebenso hartes Jahr, wenn nicht härter", sagte Teyssen.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort