Düsseldorf Eons Talfahrt vor der Aufspaltung geht weiter

Düsseldorf · Der Gewinn in der Kraftwerkssparte bricht um 29 Prozent ein. Teyssen lehnt eine stärkere Haftung für Atommeiler ab.

Fünf Monate vor der geplanten Aufspaltung trübt sich die Lage des größten deutschen Energiekonzerns weiter ein. Eons operativer Gewinn sank im ersten Halbjahr um 13 Prozent auf 4,3 Milliarden Euro. "Das ist höchst unbefriedigend", sagte Eon-Chef Johannes Teyssen. Vor allem die Bereiche, die 2016 unter dem Namen Uniper abgespalten werden, ließen Federn. So brach in der konventionellen Stromerzeugung der Gewinn um 29 Prozent auf 839 Millionen Euro ein, der Verfall der Großhandelspreise und Kraftwerks-Stilllegungen fordern ihren Tribut. Teyssen schloss weitere Stilllegungen nicht aus. Im Geschäft mit Nicht-EU-Ländern wie Russland, wo der schwache Rubel Ärger macht, brach der Gewinn sogar um 33 Prozent ein.

Dennoch wehrte sich Teyssen gegen den Vorwurf, Eon spalte in Uniper alle schlechten Geschäfte inklusive der Atomkraft als "Bad Bank" ab: Die Aufspaltung sei die richtige Antwort auf eine Zweiteilung der Energiewelt. Dass Konkurrent RWE die Abspaltung des Kraftwerksgeschäfts für einen Fehler hält und selbst auf Zentralisierung setzt, wollte Teyssen nicht kommentieren. "Wir wünschen RWE alles Gute." Die Eon-Aktie hielt sich gerade im Plus, die Anleger waren froh, dass die Zahlen nicht noch schlechter ausgefallen waren.

Nun droht jedoch die Bundesregierung, Eon einen Strich durch die Rechnung zu machen. Das Bundeswirtschaftsministerium will die Haftung der Konzerne für die Verschrottung der Atommeiler erweitern. Bislang haftet ein Konzern nach Abspaltung von Atomkraftwerken für diese nur fünf Jahre. Nun will das Ministerium eine unbegrenzte Haftung einführen. Das nannte Teyssen "evident verfassungswidrig"; dies passe auch nicht zum Plan, den Atomausstieg gemeinsam zu organisieren. Er betonte, dass die 16,6 Milliarden an Rückstellungen für die Verschrottung der Meiler, die Eon der Uniper mitgibt, ausreichend und sicher seien.

Bei der Aufspaltung sieht Teyssen den Konzern im Plan: Zum 1. Januar 2016 soll das Unternehmen Uniper mit knapp 20 000 Mitarbeitern und Sitz in Düsseldorf abgespalten werden. Gut 40 000 Mitarbeiter bleiben bei der Eon, die ihre Zentrale nach Essen verlegt. Zunächst würde die Zahl der Mitarbeiter in beiden Unternehmen wachsen, so Teyssen. So brauchen etwa beide Firmen eigene Finanz- und Rechtsabteilungen. Mit fortschreitender Effizienz würde die Zahl der Mitarbeiter dann wieder sinken. Am 8. Juni 2016 soll die Hauptversammlung über den Börsengang von Uniper entscheiden, der im Herbst erfolgen soll. Inzwischen sind 1300 Tochter-Gesellschaften entweder Eon oder Uniper zugeordnet und 350 Führungspositionen neu besetzt worden. So ist seit Juni Michael Sen als neuer Finanzvorstand im Amt. Bis November sollen alle Mitarbeiter wissen, wo sie künftig arbeiten.

(RP)
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