Düsseldorf Ergo prüft Verkauf von Victoria

Düsseldorf · Sechs Millionen Policen vor Besitzer-Wechsel, auch bei Hamburg-Mannheimer.

Die ehemaligen Lebensversicherer Hamburg-Mannheimer und Victoria könnten in neue Hände kommen. Der Düsseldorfer Ergo-Konzern liebäugelt mit einem Verkauf der Ergo Leben und Victoria Leben mit zusammen sechs Millionen Policen. "Wir wollen uns umfassende Informationen beschaffen, wie hoch das Interesse ist und ob wir eine tragfähige Lösung und einen attraktiven Preis erzielen könnten", sagte ein Ergo-Sprecher. "Falls wir ein gutes Angebot bekommen, würden wir uns das genau ansehen." Man habe sich aber noch nicht festgelegt.

Die Victoria Leben hatte das Neugeschäft bereits 2010 eingestellt, die aus der Hamburg-Mannheimer hervorgegangene Ergo Leben 2016. Die Hamburg-Mannheimer hatte 2011 mit einer Party von Vertretern in Budapest für Aufsehen gesorgt. Beide Töchter sitzen noch auf großen Altbeständen von Policen, für die Ergo zum Teil hohe garantierte Zinsen zahlen muss. Das bindet Kapital. Ergo verkauft neue Lebensversicherungen nur noch ohne Garantien über eine andere Tochter.

Ergo könnte durch den Verkauf über eine Milliarde Euro erzielen. Als Interessenten gelten chinesische und britische Investoren sowie US- Hedgefonds. 1000 Mitarbeiter sind betroffen. Für die Versicherungskunden soll sich nichts ändern. Die Finanzaufsicht Bafin, die solche Verkäufe grundsätzlich unterstützt, achtet darauf, dass die Kunden bei einem Verkauf der Altbestände nicht schlechter gestellt werden.

Ergo ist nicht die einzige Versicherung, die den Verkauf ihrer teuren Policen erwägt. Auch die Generali Deutschland prüft derzeit, ob sie ihre Tochter Generali Leben mit vier Millionen Verträgen einem Dritten zur Abwicklung überlassen soll. Finanzinvestoren haben sich auf die Abwicklung solcher Portfolien ("Run-Off") konzentriert. Der Verkauf eines so großen Bestandes - bei der Ergo ist die Rede von 56 Milliarden Euro an Kapitalanlagen - hat es aber bisher in Deutschland nicht gegeben. Ergo-Chef Markus Rieß hatte sich vor gut einem Jahr eigentlich auch entschieden, die Bestände selbst abzuwickeln. Inzwischen habe der Run-off-Markt aber an Fahrt gewonnen, erklärte der Ergo-Sprecher. Als Abwickler gelten Viridium (dahinter stecken Cinven und Hannover Rück) und Frankfurter Leben unter der Führung der chinesischen Fosun und Athene.

(rtr/RP)
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