Straßburg EU-Parlament will Kartenzahlung billiger und sicherer machen

Straßburg · Zahlungen im Internet sollen für Europas Verbraucher sicherer und kostengünstiger werden. Das EU-Parlament stimmte gestern für eine neue Vorschrift ab 2017, mit der Verbraucher mehr Auswahl bei mobilen und Online-Zahlungsdiensten erhalten sollen. Zudem soll es striktere Regeln für die Sicherheit geben. Die wichtigsten Punkte der neuen Regelung:

Künftig sollen bei der Zahlung mit Kredit- und Debitkarten (EC-Karten) für den Kunden keine Extra-Zuschläge ("Surcharges") mehr anfallen. Einige Firmen verlangen solche Aufschläge beim Online-Kauf mit Kreditkarte, etwa Billig-Airlines zur Aufbesserung ihrer Profite.

Die neuen Regeln gelten etwa für Kreditkarten der Marktführer Mastercard und Visa (gemeinsam 90 Prozent Marktanteil). Ausgenommen sind American Express und Diners Club, weil sie ihre Karten selbst ausgeben und ohne zwischengeschaltete Banken auskommen. Auch Firmenkarten, die nur für geschäftliche Zahlungen benutzt werden, sind nicht betroffen.

Erstmals dem EU-Recht unterliegen sollen Drittparteien-Anbieter. So nutzen in Deutschland manche Online-Shops Überweisungen über den Anbieter Sofort, der Kunden Transaktionen über das Bankkonto mit ihren vertrauten Online-Banking-Daten anbietet. Solche Dienstleister müssen künftig bestimmte Anforderungen an Authentifizierung und Sicherheit erfüllen, um auf die Daten des Bankkunden zugreifen zu dürfen. So muss der Anbieter die Daten nach dem Zahlungsvorgang sofort wieder löschen. Zudem steht er in der Haftung für Fehlbuchungen und muss den Betrag dem Kunden ersetzen. Zugleich soll der Verbraucher eine größere Auswahl bei den Anbietern haben. Mehr Wettbewerb soll die Kosten für Zahlungsdienste senken. Diese könnten dann neue mobile oder Online-Zahlungswege entwickeln und auf den Markt bringen.

Eine Deckelung der Gebühren beim Karteneinsatz ist bereits beschlossen. Ab Ende des Jahres gelten Grenzen für die sogenannten Interbanken-Entgelte. Diese Gebühren stellt die Bank des Kunden der Bank des Händlers in Rechnung, wenn der Verbraucher per Karte zahlt. Die Höhe bemisst sich am Einkaufswert. Die Bank zieht diese Gebühr vom Zahlbetrag des Händlers ab. Das bekommt auch der Kunde zu spüren, weil der Händler/Dienstleister die Kosten auf den Endpreis aufschlägt. Künftig gilt für Kreditkarten ein Limit von 0,3 Prozent des Zahlbetrags, für Debitkarten (EC-Karten) 0,2 Prozent. Profitieren werden von der Deckelung in erster Linie Einzelhändler und Dienstleister. Nach Berechnungen der EU-Kommission zahlen Europas Einzelhändler derzeit jedes Jahr etwa zehn Milliarden Euro an Extrakosten bei Kartenzahlungen. Diese Summe werde um sechs Milliarden Euro sinken.

Die neuen EU-Standards sollen ab Herbst 2017 gelten. Der EU-Ministerrat muss den bereits gefundenen Kompromiss noch annehmen, dies gilt als Formalie. Die bereits beschlossenen Obergrenzen für Bankenentgelte haben ab Jahresende Gültigkeit.

(dpa)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort