Brüssel EU verhängt Rekordstrafe gegen Lkw-Kartell

Brüssel · Allein Daimler muss eine Milliarde Euro zahlen. Dagegen kommt MAN als Kronzeuge um eine Milliardenstrafe herum.

Die EU-Kommission hat über mehrere europäische Lastwagen-Hersteller ihre bisher höchste Kartellstrafe verhängt. Wegen illegaler Preisabsprachen müssen Volvo/Renault, Daimler, Iveco und DAF ein Bußgeld von insgesamt 2,93 Milliarden Euro zahlen, wie EU-Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager mitteilte. MAN habe ebenfalls an den Preisabsprachen mitgewirkt. Als Tippgeber gehe das Unternehmen aber straffrei aus. Vestagers Kommentar dazu: "Wenn man die anderen verpfeift, bekommt man seine gesamte Geldbuße erlassen. In diesem Fall ist das eine ganze Menge. 1,2 Milliarden Euro würden für die meisten Menschen am Monatsende ins Gewicht fallen."

Gegen einen weiteren Produzenten aus dem VW-Konzern, Scania, dauerten Ermittlungen an. Vestager sagte, die Autobauer, die zu Europas führenden Herstellern gehören, hätten Preise künstlich hoch gehalten und Kosten für die Erfüllung von Umweltstandards auf Kunden abgewälzt. Die höchste Einzelstrafe entfällt den Angaben zufolge auf Daimler mit einer Milliarde Euro, gefolgt von 752 Millionen Euro für die niederländische DAF. An Volvo/Renault erging ein Bußgeld über 670 Millionen Euro, die italienische Iveco muss rund 494 Millionen Euro zahlen.

Die betroffenen Unternehmen stellen zusammen 90 Prozent aller mittelschweren und schweren Lkw in Europa her. "Dieses Kartell betrifft einen wichtigen Teil unserer Wirtschaft", sagte Vestager. Ihren Worten zufolge hatte sich das Kartell 1997 während eines Treffens in Brüssel zusammengefunden und 14 Jahre gehalten.

Die betroffenen Autobauer haben drei Monate Zeit, die Strafgelder zu zahlen. Das Geld wird in die EU-Kasse gehen und andere Mitgliedsstaaten der Europäischen Union bei ihrer Beitragszahlung entlasten. Die bisherige Rekordstrafe der EU für Kartellabsprachen stammt aus dem Jahr 2012. Damals belegten die Wettbewerbshüter in Brüssel sieben Firmen wegen Manipulation des Marktes für TV und Computer-Monitorröhren mit einem Bußgeld von insgesamt 1,47 Milliarden Euro.

Der Konzern bedaure die Vorfälle und habe Konsequenzen gezogen, sagte eine Daimler-Sprecherin. Es seien interne Kontrollen gestärkt und Mitarbeiter geschult worden. Der Autobauer hatte 2011 eine erste Rückstellung in unbekannter Höhe vorgenommen, die 2014 um rund 600 Millionen Euro erhöht wurde.

(ap)
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