Berlin EVG lehnt Angebot der Bahn ab

Berlin · Die Gefahr von Streiks in der Vorweihnachtszeit ist damit wieder gestiegen.

Für Bahnkunden wird der Winter 2014 immer mehr zur Hängepartie. Heute entscheidet die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) darüber, ob das 600-seitige Angebot des Bahn-Managements ausreicht, um überhaupt weiter zu verhandeln, oder ob sie ihre Forderung nach 5,5 Prozent mehr Lohn und einer um zwei Stunden verkürzten Wochenarbeitszeit mit weiteren Streiks untermauert.

Die GDL wollte gestern auf Anfrage nicht kommentieren, ob sie bei einem neuerlichen Arbeitskampf weiterhin auf zeitgleiche Streiks mit den Lufthansa-Piloten verzichten will. Eine solche Eskalation hatte die Lokführer-Gewerkschaft zuvor immer kategorisch ausgeschlossen. Streiks der Lokführer-Gewerkschaft sind allerdings nur bis 19. Dezember denkbar. Ab diesem Tag hat sich die GDL bis zum 11. Januar selbst eine Streikpause mit dem Verweis auf die friedliche Weihnachtszeit verordnet.

Der Tarifkonflikt bei der Bahn gestaltet sich schwierig wie nie zuvor. Grund ist, dass die GDL mit der Konkurrenz von der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) um mehr Einfluss bei der Deutschen Bahn rangelt. Die GDL will erstmals auch für Berufsgruppen wie Zugbegleiter, Bordgastronomen, Disponenten und Trainer verhandeln, die bislang ausschließlich von der EVG vertreten wurden. Andersherum erhebt die EVG diesmal ihre Forderungen auch für die Lokführer. Die Bahn befürchtet, dass sie künftig unterschiedliche Tarifverträge für ein- und dieselbe Berufsgruppe bekommen wird. Sie hat es sich deshalb zum Ziel gesetzt, am Ende der getrennt laufenden Tarifverhandlungen mit beiden Gewerkschaften gleichlautende Tarifregelungen hinzubekommen. Bis Ende 2016 sollen demnach die Löhne sowohl für die GDL- als auch für die EVG-Mitglieder in drei Stufen um fünf Prozent steigen. Zusätzlich bietet das Bahn-Management eine Einmalzahlung und höheres Weihnachtsgeld für die unteren Einkommensgruppen.

Allerdings verlangt die Bahn, dass es dafür eine neue Tarifstruktur geben müsse. Die EVG weigert sich jedoch, bei den für den 12. Dezember geplanten Gesprächen darüber zu verhandeln. "Das geltende Tarifsystem hat sich bewährt, das hat selbst der Arbeitgeber immer wieder betont. Es gibt für uns keinen Grund, hieran etwas zu ändern", sagte EVG-Verhandlungsführerin Regina Rusch-Ziemba. Die Verhandlungen sollten daher auf Basis der EVG-Forderungen und der aktuell geltenden Tarifstruktur weitergeführt werden. Die EVG verlangt sechs Prozent mehr Gehalt, mindestens jedoch 150 Euro mehr.

(jd)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort