Herzogenaurach Ex-Henkel-Chef wechselt vom Schlips zum T-Shirt

Herzogenaurach · Schon einige Monate, bevor Kasper Rorsted im Januar seinen Weggang von Henkel verkündete, hatte er seine Wechselbereitschaft demonstriert: Als einziger Chef eines Dax-Konzerns trat er regelmäßig mit Drei-Tage-Bart auf. So ganz passte das nicht zum Image des 140 Jahre alten Familienkonzerns. Nun, beim neuen Arbeitgeber Adidas, setzt sich der 54-jährige noch mehr vom früheren Arbeitgeber in Düsseldorf ab. Die alten Anzüge und Krawatten "hängen mittlerweile im Schrank", erklärt er in einem Interview mit dem "Handelsblatt" und fügt hinzu: "Ehrlich gesagt, ich vermisse sie nicht." Bei Henkel sei der Umgang "schlicht formeller" gewesen. Das habe er aber "gerne mitgemacht", sagt er und trägt nun T-Shirt.

Dabei ist Haupterkenntnis der neuen Aussagen, dass Rorsted den nicht ganz so erfolgreichen Weltkonzern Adidas nach dem Vorbild des sehr erfolgreichen Weltkonzerns Henkel führen und umbauen will. Der Däne reist bei Adidas rund um die Welt, um alle Standorte kennenzulernen - so umtriebig mit 200 Reisetagen pro Jahr führte er auch Henkel. Er wolle beim Sportartikelkonzern Adidas den Frauenanteil im Management steigern, sagt Rorsted - das war Programm bei Henkel und wird vom neuen Chef Hans van Bylen fortgeführt.

Adidas müsse endlich gegenüber Weltmarktführer Nike gerade in dessen Heimatmarkt USA aufholen. Das sagt Rorsted jetzt. Bei Henkel war sein Hauptziel gewesen, den Rückstand gegenüber Procter & Gamble in den USA aufzuholen - auch darum wagte Henkel dort jüngst mehrere große Übernahmen. Die Adidas-Aktionäre hoffen jedenfalls auf den Neuen: Der Kurs von Adidas schoss um 70 Prozent hoch, seit Rorsted seinen Wechsel ankündigte. Henkel litt aber nicht unter Rorsteds Weggang: Die Aktie stieg seit Januar weitere 20 Prozent an, der Börsenwert liegt mit 45 Milliarden Euro fast doppelt so hoch wie von Adidas.

(RP)
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