Düsseldorf Ex-Thyssen-Chef gestorben

Düsseldorf · Dieter Spethmann war einer der wichtigsten Industriemanager der 80er Jahre.

Dieter Spethmann hatte ein Motto: "Die Industrie ist Deutschland, und Deutschland ist nichts ohne seine Industrie." Der Satz passte perfekt in die 70er und 80er Jahre des vergangenen Jahrhunderts, in denen Dienstleistungen im Vergleich zu Industriegütern noch wenig galten. Spethmann war einer der wichtigsten deutschen Manager jener Zeit - von 1973 bis 1991 stand er an der Spitze von Thyssen. Der "Sonnenkönig der Ruhr", wie Medien ihn seinerzeit nannten, baute Thyssen von einem reinen Stahlhersteller zu einem Unternehmen mit vielen Sparten um. Er schuf somit die Basis dafür, dass Thyssen in den 90er Jahren deutlich erfolgreicher war als der ewige Rivale Krupp. Später entdeckte der promovierte Jurist eher zufällig die Transrapid-Technik, die von Technikern bei der Tochter Henschel entwickelt worden war.

Spethmann war es auch, der bereits Ende der 80er Jahre beim Krupp-Patriarchen Berthold Beitz einen Vorstoß zur Übernahme des Konkurrenten versuchte, wie Zeitgenossen berichten. Beitz habe ihn jedoch abblitzen lassen und darüber umgehend den damaligen Thyssen-Aufsichtsratschef Günter Vogelsang informiert. Der Versuch scheiterte zwar, bereitete aber den Weg für die Fusion von Thyssen und Krupp zehn Jahre später.

Als gebürtiger Essener machte Spethmann nach dem Abitur eine Lehre bei Krupp und ging kurz vor Ende des Zweiten Weltkrieges zur Marine. Von 1955 an arbeitete er für Thyssen. Nach seinem Ausscheiden gehörte Spethmann zu einer Gruppe von Euro-Gegnern.

"Spethmann ist der intelligenteste Mensch, der mir in meinem Leben begegnet ist", sagte Ex-Thyssenkrupp-Chef Ekkehard Schulz unserer Redaktion über seinen früheren Mentor. Spethmann starb gestern im Alter von 89 Jahren in seinem Haus in Düsseldorf.

(RP)
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