Düsseldorf Experten: Dax steigt auf 12.000 Punkte

Düsseldorf · Bei ihren Prognosen für das laufende Jahr sind Analysten zurückhaltender als in den Vorjahren. Zu groß sind die politischen Unsicherheiten, die das Jahr 2017 prägen. Wegen des starken Dollar gelten Exportwerte als Favoriten.

Selbst die anhaltende Niedrigzinsphase hat deutsche Sparer zuletzt nicht ermuntert, bei der Geldanlage mehr zu riskieren als bisher. Nur jeder Sechste im Lande nennt die Aktie als bevorzugtes Anlageprodukt, wie eine Umfrage der Gesellschaft für Konsumforschung im Auftrag des privaten Bankenverbandes BdB ergeben hat. Für so viel Risikobereitschaft ist er andererseits an den ersten beiden Tagen des Jahres belohnt worden. Ein Prozent Plus weist der Deutsche Aktien-Index (Dax) seit Jahresbeginn aus. Für diese vergleichsweise gewaltige Bruttorendite braucht man beim Festgeldkonto ein Jahr - wenn man's überhaupt schafft.

Grundsätzlich gilt:

Wer das Risiko nicht scheut, findet in Zeiten niedriger Zinsen kaum eine rentierlichere Geldanlage als Aktien. Wer geschickt handelt und Glück bei seinen Investments hat, der kann am Aktienmarkt Geld verdienen. Das billionenschwere Anleihen-Kaufprogramm der Europäischen Zentralbank wurde erst jüngst verlängert. Das heißt: Es ist noch mehr Kapital da, das nach Ertrag sucht. Das spricht für steigende Börsenkurse.

Aber: Wer sein Geld kurzfristig braucht, sollte wegen des Verlustrisikos lieber keine Aktien kaufen. Langfristig waren die Gewinnchancen dagegen schon immer überdurchschnittlich groß und natürlich erst recht in Zeiten der Niedrigzinsen.

Wer keine Zeit hat, Aktienkurse und deren Entwicklung zu beobachten, sollte eher Fondsanteile kaufen.

Wann man Papiere kauft und verkauft, ist eine Frage der Nerven und der Position. In Einzelfällen verdienen Zocker viel Geld, aber mitunter lässt sich mit mehr Geduld mehr Ertrag erzielen. Zudem produziert jede Transaktion neue Kosten. Wenn eine Aktie längere Zeit gut läuft, sollte man Gewinne einstreichen.

Leider ist die Börse einer endlos oft zitierten Weisheit zufolge keine Einbahnstraße. Niemand weiß, wie sich der Aktienmarkt entwickelt, und deshalb haben Prognosen dieser Tage wieder Hochkonjunktur. Wo steht der Dax am Jahresende? Wozu raten Fachleute? Und wovon raten die Experten ab?

"Wir sehen den Dax am Jahresende bei 12.000 Punkten", sagt Christian Kahler, Aktienanalyst der DZ Bank (Frankfurt). Das wären gut dreieinhalb Prozent Plus gegenüber dem aktuellen Stand. Die großen Kursgewinne sieht Kahler indes nur bis zum Frühjahr. Danach wird das neue Jahr aus seiner Sicht von vielen Unsicherheitsfaktoren geprägt - den Wahlen in Frankreich, Italien, den Niederlanden und Deutschland, der Entwicklung der italienischen Bankenkrise, der Frage, wie viel von seinen angekündigten Reformen der künftige US-Präsident Donald Trump umsetzen kann. "Wir werden deutliche Schwankungen erleben", sagt Kahler voraus, der für den Dax durchaus ein zwischenzeitliches Rückschlagpotenzial auf etwa 10.700 bis 10.800 Punkte sieht.

Auch die Frankfurter Landesbank Helaba prognostiziert einen Jahresendstand von 12.000 Punkten beim Dax. Optimistischer sind beispielsweise die Analysten von J.P. Morgan und BNP Paribas. Beide sagten zuletzt 12.300 Punkte voraus. Auch sie kalkulieren aber extreme Schwankungen ein. "Die Investoren setzen auf kurze Sicht zu viel Hoffnung in Trump", urteilte jüngst Ralf Zimmermann vom Bankhaus Lampe wie DZ-Mann-Kahler. Motto: Wie viel von den angekündigten Steuersenkungen und von dem groß angelegten Investitionsprogramm in den Staaten übrig bleibt, muss man erst mal sehen.

Der starke Dollar, dessen Hoch wegen der angekündigten Zinserhöhungen in den USA anhalten dürfte, bleibt aber auf jeden Fall gut für den Export. Die Folge: Auf Kahlers Favoritenliste für 2017 stehen die sogenannten konjunkturzyklischen Werte - allen voran die Auto- und die Chemiebranche. Dagegen sind Bankaktien (aktuell) nicht en vogue. Dass einzelne Aktien aus der Geldbranche in den Vereinigten Staaten in den vergangenen Monaten 70 bis 80 Prozent zugelegt haben, hält Kahler für nicht gerechtfertigt. Zudem wird beispielsweise bei der Commerzbank wie beim Energieversorger Eon und bei der Lufthansa in diesem Jahr mit einer Dividendenkürzung gerechnet. Auch das sind Argumente gegen einen Einstieg.

(RP)
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