Frankfurt/Düsseldorf Experten raten zu Vorsicht bei Bankaktien

Frankfurt/Düsseldorf · Die Papiere der Commerzbank sprangen gestern kurz hoch - aber insgesamt bleibt der Sektor ein schwieriges Feld.

So sieht ein Strohfeuer aus: Um fast zehn Prozent sprang das Papier der Commerzbank gestern früh kurz hoch, weil das Geldhaus halbwegs erträglich im Stresstest abgeschnitten hatte. Am Nachmittag war davon nichts übergeblieben. Warum Aktien von Geldhäusern für Kleinanleger wohl keine gute Investition sind, erklärt denn auch Daniel Stelter, Autor des neuen Buches "Die Schulden im 21. Jahrhundert": "Mindestens drei Billionen Euro an Krediten in Europa könnten faul sein. Selbst ohne Schuldenkrise muss der Bankensektor in Europa deutlich schrumpfen. Banken sind in diesem Umfeld nichts für langfristige Investoren, sondern nur für kurzfristig orientierte Händler."

Die Zahlen der deutschen Geldhäuser sehen entsprechend aus. Der gesamte Wert der Commerzbank als Deutschlands zweitgrößer Bank liegt bei 13 Milliarden Euro, der Kurs liegt bei zwölf Euro um 95 Prozent unter seinem Hoch vor sechs Jahren.

Auch bei der Deutschen Bank ist das Urteil der Profis hart: Seit 2007 ist der Aktienkurs um 75 Prozent eingebrochen. Alleine seit Januar ist das Papier von 37 auf 25 Euro abgerutscht. Ein Grund ist die Kapitalerhöhung von 8,5 Milliarden Euro im Juni. Das Geldhaus ist nun zwar in der Lage, Risiken besser abzufedern. Aber Gewinne müssen auch auf mehr Aktien verteilt werden.

Außerdem drohen weitere Kosten von juristischen Auseinandersetzungen. Davor warnt der Analyst Philip Häßler in einer gestern veröffentlichten Studie von Equinet. Seiner Empfehlung nach sollten Anleger das Papier des Branchenprimus besser nicht kaufen - ein Verkauf sei aber auch nicht notwendig. Insgesamt raten von 20 Analysten, die sich mit der Deutschen Bank beschäftigen, drei zum Kauf des Papiers, drei empfehlen den Verkauf, 14 geben sich wie Häßler neutral.

Wie kritisch viele Bürger die Banken sehen, brachte Trumpf-Chefin Nicola Leibinger-Kammüller bei einer Rede vor Finanzmanagern leicht ironisch auf den Punkt: "Mädle, halte Dich von Bankern fern". Das habe ihr Vater ihr einst geraten. Zumindest für den Kauf von Bankaktien stimmt der Rat wohl.

(RP)
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