Paris Experten rechnen mit Sparkurs

Paris · Frankreichs Wirtschaftsminister Michel Sapin gibt sich optimistisch: "PSA braucht die deutsche Qualität." Mit dem Deal zwischen dem französischen Autokonzern PSA Peugeot Citroën und dem deutschen Unternehmen Opel könne eine "mächtige europäische Einheit" entstehen, sagte er gestern beim Treffen mit seiner deutschen Amtskollegin Brigitte Zypries (SPD). Und auch PSA-Chef Carlos Tavares sagte, dass die Übernahme Sinn mache, da in vielen Märkten den deutschen Marken der Vorzug vor den französischen gegeben werde.

Die Frage ist, ob PSA dafür alle Opel-Werke und Beschäftigten braucht. Experten sind da skeptisch - und auch alle Beschwichtigungsversuche des PSA-Chefs haben bislang wenig Hoffnung gemacht. Denn dieser bekräftige bislang lediglich, bestehende Vereinbarungen einzuhalten. Die Beschäftigungsgarantie für das Opel-Personal gilt allerdings nur noch bis Ende 2018, die für die Standorte nur noch bis 2020.

Schon während der Verhandlung dürften sogenannte Integrationsteams daran arbeiten, die Unternehmen zu verzahnen und zu prüfen, ob es Doppelstrukturen gibt, die man abbauen kann. Bis die mit ihrer Arbeit fertig sind, könnte das Auslaufen der Vereinbarungen bereits kurz bevorstehen - die Schutzschirme also erloschen sein.

Davon geht jedenfalls ein Experte aus, der beide Unternehmen gut kennt, deswegen aber namentlich lieber nicht genannt werden möchte. "Momentan ist Opel eine Geldvernichtungsmaschine", sagt er. Trotz eines guten Managements habe man es in den letzten Jahren nicht geschafft, wieder Gewinne zu erwirtschaften. "Es kann also nicht alles so bleiben, wie es gerade ist."

PSA-Chef Tavares hat Opel aufgefordert, einen eigenen Sanierungsplan vorzulegen. Angeblich will PSA durch die Übernahme 1,5 bis zwei Milliarden Euro jährlich einsparen. Die Synergien würden sich im Wesentlichen durch Zusammenführungen in den Bereichen Einkauf und Entwicklung ergeben, hieß es.

Branchenexperte Ferdinand Dudenhöffer sieht auch die deutschen Opel-Werke bei einer harten Opel-Sanierung wegen hoher Lohnkosten in Gefahr. Nach einer modellhaften Vergleichsrechnung sei die Produktion von 200.000 Mittelklasse-Autos in einem deutschen Opel-Werk zwischen 215 und 314 Millionen Euro teurer als in den Fabriken in Großbritannien, Spanien oder Polen, sagte der Leiter des CAR-Centers an der Universität Duisburg-Essen.

Ein weiteres Problem ist, dass die Werke laut Experten schon jetzt nur zwischen 60 und 75 Prozent ausgelastet seien, obwohl 85 Prozent Auslastung nötig seien. "Es muss sich etwas ändern", sagt der Branchenexperte, der lieber anonym bleiben will: "Entweder kriegen sie den Vertrieb in den Griff und ganz Deutschland fährt demnächst Opel, oder sie finden einen weiteren Kontinent, auf dem sie verkaufen können - oder es bleibt Opel nichts anderes übrig, als die Effizienz zu steigern."

(frin/lon)
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