München/Jackson Hole EZB will mehr Geld drucken

München/Jackson Hole · Mario Draghi verschärft Kampf gegen Deflation. Ifo-Klimaindex fällt weiter.

Viele deutsche Unternehmen verlieren wegen der Ukraine-Krise und Europas Konjunkturschwäche ihre Zuversicht. Zum vierten Mal in Folge gab der Geschäftsklima-Index nach, den das Ifo-Institut aus der Befragung von Betrieben ermittelt. Der Index sank von 108 auf 106,3 Punkte - der tiefste Stand seit Juli 2013. Die Firmen sind unzufriedener mit ihrer aktuellen Lage und blicken skeptischer auf die nächsten Monate.

Was sind die Gründe? Firmen, die mit Russland handeln, sind verunsichert. Sie halten Investitionen zurück und sind besonders pessimistisch. Zudem leiden Unternehmen unter der schwachen Konjunktur in anderen Euro-Ländern, in die über 50 Prozent der Exporte gehen. Frankreich und die Niederlande etwa stecken in einer Rezession.

Droht Deutschland die Rezession? Nein. Im zweiten Quartal ist die Wirtschaftsleistung zwar um 0,2 Prozent geschrumpft, viele halten das aber für einen Ausrutscher. Erst nach drei Quartalen Minus sprechen Experten von Rezession. Zwar sagte Nordea-Chefvolkswirt Holger Sandte die Wachstumsprognose der Bundesregierung für 2014 sei mit 1,8 Prozent zu hoch. Auch das Ifo senkte seine Prognose und erwartet nun nur noch 1,5 Prozent. Das ist aber noch immer ein Plus.

Steigt die Deflationsgefahr? Wegen der schwachen Nachfrage geraten die Preise weiter unter Druck. In der Euro-Zone lag die Inflationsrate zuletzt bei 0,4 Prozent. Auf der Notenbanker-Tagung in Jackson Hole sagte Mario Draghi, Chef der Europäischen Zentralbank (EZB), dass er mit "allen zur Verfügung stehenden Mitteln" versuchen werde, die Teuerung anzuheizen. Zudem müsse man "flexibel" mit den Sparplänen der Staaten umgehen. Manche lesen das als Aufkündigung des Spar- und Reformkurses für Südeuropa.

Wie wird Draghis Plan bewertet?

"Draghis Rede kann als Meilenstein in die Geschichte des EZB-Präsidenten eingehen", sagte Commerzbank-Analyst Michael Leister. Zudem hat Draghi Kollegin Janet Yellen die geldpolitische Schau gestohlen. Die Präsidentin der US-Notenbank hatte zuvor vieles im Vagen gelassen. Die Börse reagierte begeistert. Der US-Index S&P-500 stieg erstmals über 2000 Punkte. Der Dax kletterte um 1,4 Prozent.

Was wird die EZB jetzt tun? Die Zinswende rückt in weite Ferne, die Zinsen werden lange tief bleiben. Womöglich wird Draghi die Notenpresse anwerfen und Staatsanleihen kaufen ("Quantitative Easing"). Das ist vom Mandat der EZB gedeckt, sofern es sich nicht um neu herausgegebenen Staatsanleihen handelt. So will Draghi Kredite an Unternehmen und Verbraucher billiger machen, damit die Nachfrage vor allem in Südeuropa anzieht.

(anh)
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