Düsseldorf Facebook kündigt Lösung für Hasskommentare an

Düsseldorf · Natürlich musste auch über die Hetzkommentare bei Facebook gesprochen werden. "Wir gucken gerade sehr genau, was wir bei unseren Prozessen besser machen können", sagte Tina Kulow. Sie leitet beim Sozialen Netzwerk die Kommunikation für Nordeuropa und stellte eine Lösung binnen weniger Wochen in Aussicht.

"Die wirklichen Meinungsmacher: Welchen Einfluss haben Social Media auf Politik, Wirtschaft und Gesellschaft?" hieß das Thema der Veranstaltung "Düsseldorf Digital" von Rheinischer Post und Wirtschaftsclub Düsseldorf. Zu Gast war neben Kulow der Blogger Sascha Lobo. Die beiden stritten leidenschaftlich über die Verantwortung von Facebook, rigoroser gegen rassistische und volksverhetzende Kommentare vorzugehen. "Ich erwarte von einem Unternehmen, das Milliarden umsetzt, dass es eine Lösung findet", betonte Lobo. Doch das passiere bei Facebook leider immer erst, wenn der öffentliche Druck massiv werde: "In den USA ist Facebook erst aktiv geworden, als die Leute sich bei den Werbekunden beschwert haben."

Kulow widersprach. Ebenso wies sie Vorwürfe zurück, Facebook reagiere beim Entfernen von Nacktbildern schneller als bei rassistischen Kommentaren. Jede Meldung werde von den Facebook-Mitarbeitern mit gleicher Priorität bearbeitet. Eine Software, die beispielsweise nackte Brüste oder Pos erkennen könne, würde beim Sozialen Netzwerk nicht eingesetzt.

Wie viele Mitarbeiter sich bei Facebook um die Bearbeitung der Meldungen kümmern, wollte sie nicht sagen. Es seien aber mehrere Hundert, darunter auch Muttersprachler. Zum Vergleich: Weltweit hat Facebook mehr als eine Milliarde Nutzer und ist damit aus Lobos Sicht längst zur "sozialen Infrastruktur des Internets geworden".

Facebook ist für den Blogger eines der prominentesten Beispiele für seine These, dass Plattformen die Wirtschaft revolutionieren und bald dominieren werden. Man habe es hier mit einer neuen Art von Unternehmenstyp zu tun: "Das klassische Unternehmen will das beste in seiner Branche werden, das Plattform-Unternehmen will das einzige sein."

Deutsche Unternehmen spielen dabei bislang keine Rolle. So ist die Frage nach Mut machenden Innovationen hierzulande die einzige, auf die Lobo keine Antwort parat hat: "Das Problem der deutschen Wirtschaft bei der digitalen Transformation ist der eigene Erfolg." Dieser würde die Innovationskräfte behindern. Dabei müssten Unternehmen jetzt Dinge ausprobieren, Projekte starten und damit in die digitale Zukunft investieren.

(frin)
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