Düsseldorf Fallstricke beim Anbieter-Wechsel

Düsseldorf · Was Kunden bei Laufzeiten, Voreinstellungen und Boni beachten sollten.

Als der Billig-Stromanbieter Teldafax im Juni 2011 Insolvenz anmeldete, da war das für viele Kunden ein schwerer Schlag. Sie hatten sich von den traumhaft niedrigen Preisen ködern lassen und hatten bereitwillig für ihren Strom im Voraus bezahlt. Die Geschichte steht beispielhaft für die Schattenseite der Strommarkt-Liberalisierung.

In der Regel werden die Verträge heute über Online-Portale wie Verivox, Toptarif oder Check24 abgewickelt. "Man sollte sich vor dem Abschluss genau über die Vertragsbedingungen informieren", rät Udo Sieverding, Bereichsleiter Energie der Verbraucherzentrale NRW. "Verbrauchsportale im Internet sind zwar eine gute Anlaufstelle, allerdings zeigen diese nicht immer alle Vertragsdetails an." Deshalb lohne es immer, noch einmal beim Anbieter direkt auf der Internetseite nachzuschauen.

Kunden sollten nicht blind den Voreinstellungen in den Portalen vertrauen - diese sind häufig nicht verbraucherfreundlich. Die Verbraucherzentrale rät den Kunden, unbedingt vorher das eigene Verbrauchsverhalten zu beobachten und die Voreinstellungen zu ändern.

"Klug ist es, beim Anbieterwechsel auf eine maximal einjährige Laufzeit zu achten und auch bei den Folge-laufzeiten möglichst flexibel zu bleiben", sagt Sieverding. Sprich: Der Vertrag sollte sich innerhalb von einem Monat bis zu sechs Wochen kündigen lassen.

Auch wenn die Tarifrechner im Internet ihre Dienste zumeist kostenlos anbieten, handelt es sich gleichwohl um gewerbliche Unternehmen. Die meisten arbeiten auf Basis von Vermittlungsprovisionen und Werbung, stellen aber ihr Geschäftsmodell nicht immer transparent dar. Damit kann nicht beurteilt werden, ob die Portale Angebote wirklich unabhängig präsentieren. Zum Beispiel: Der Filter "nur Tarife mit direkter Wechselmöglichkeit anzeigen" bewirkt, dass nur solche Tarife angezeigt werden, bei denen der Kunde den Vertrag direkt über den Tarifrechner abschließen kann. Für solche Tarife erhält der Rechner in der Regel eine Vermittlungsprovision vom jeweiligen Anbieter. Tarife, bei denen sich der Kunde für einen Vertragsabschluss an den Anbieter wenden muss und die ebenfalls günstig sein können, werden dann nicht angezeigt. "Wollen Sie alle Tarife sehen, deaktivieren Sie diesen Filter", rät der Verbraucherschützer. Manche Konditionen allerdings gelten nur beim Wechsel direkt über den Betreiber des Tarifrechners. Dieser kann zum Beispiel Teile der an ihn gezahlten Provisionen an den Verbraucher weitergeben und so einen günstigeren Endpreis anbieten als der Versorger selbst. Der Strommarkt ist extrem wettbewerbsintensiv. Deshalb winken viele Anbieter mit hohen Wechselboni. Berechnungen der Verbraucherzentrale NRW zeigen, dass bei den meisten Anbietern und Tarifen eine mögliche Ersparnis nur für eine bestimmte Erstlieferzeit (von meist einem Jahr) besteht und verloren geht, sobald sich der Vertrag automatisch verlängert. Kunden sollten von vornherein die Prüfung eines erneuten Tarif- oder Anbieterwechsels innerhalb eines Jahres einplanen.

"Von Vorkasse und sogenannten Paketlösungen raten wir grundsätzlich ab", so Sieverding. Das wirtschaftliche Risiko gehe auf den Kunden über. Denn sollte der Anbieter Insolvenz anmelden und nicht mehr liefern können, rutscht der Kunde automatisch in die teurere Grundversorgung. Für die verbliebenen Monate muss er dann erneut zahlen.

(maxi)
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