Altersarmut droht Fast jeder Zweite geht in Frührente

München · Fast die Hälfte der Deutschen, die in Rente gehen, tun dies früher als gesetzlich vorgeschrieben. Die Quote der Frührentner stieg im Jahr 2010 auf 47,5 Prozent, wie aus Statistiken der Deutschen Rentenversicherung hervorgeht.

 Fast jeder zweite in Deutschland geht in Frührente und nimmt dafür finanzielle Einbußen in Kauf.

Fast jeder zweite in Deutschland geht in Frührente und nimmt dafür finanzielle Einbußen in Kauf.

Foto: AP, AP

Im Durchschnitt fiel bei diesen Frührentnern die Rente um monatlich 113 Euro geringer aus, als wenn sie erst mit 65 aus dem Arbeitsleben ausgeschieden wären. Das Bundesarbeitsministerium warnte davor, die Zahlen als Argument gegen die Rente mit 67 zu benutzen.

2010 bezogen knapp 674.000 Versicherte erstmals eine Altersrente.
Fast 320.000 mussten dabei Abschläge in Kauf nehmen, weil sie nicht bis zum 65. Lebensjahr, der momentan gültigen Regelaltersgrenze, arbeiteten. Die Quote von 47,5 Prozent ist die höchste seit Einführung der geltenden Abschlagsregelung im Jahr 1997. 2005 waren lediglich 41,2 Prozent Frührentner, 2000 sogar nur 14,5 Prozent.

Allerdings gibt es in der Entwicklung große Unterschiede zwischen Männern und Frauen. Bei den Männern sank der Anteil der Frührentner in den letzten Jahren - von 46,3 Prozent im Jahr 2007 auf 43,4 Prozent im vergangenen Jahr. Bei den Frauen war es umgekehrt: 2007 gingen 45,5 Prozent früher in Rente, 2010 waren es 51 Prozent. Die Männer mussten zuletzt Einbußen von 115 Euro im Monat hinnehmen, die Frauen von 104 Euro.

Ministerium: Viele gehen freiwillig früher in Rente

Ein Sprecher des Bundesarbeitsministeriums warnte vor einer Überinterpretation der Daten. Die Zahlen seien "mit Vorsicht zu genießen", mahnte er. Ein wichtiger Grund für die Entwicklung sei, dass immer mehr Frauen arbeiteten und damit auch mehr von ihnen frühzeitig in Rente gingen. Beachtet werden müsse auch der allgemeine demografische Wandel: Es gebe mehr Menschen über 60, also mehr, die überhaupt vorzeitig in Rente gehen können.

Der Sprecher erklärte weiter, viele Menschen gingen "bewusst und freiwillig" früher in Rente. Es sei nicht unbedingt so, dass sie dazu gedrängt würden oder keinen zufriedenstellenden Arbeitsplatz mehr fänden. Die Arbeitsmarktlage für Ältere verbessere sich "rasant", sagte er.

Die Quote der sozialversicherungspflichtig beschäftigten 60- bis 64-Jährigen sei von 2005 bis März 2011 deutlich gestiegen, und zwar von 16,6 auf 26,4 Prozent, führte der Sprecher aus. Er verwies zudem darauf, dass das durchschnittliche Renteneintrittsalter von 2009 bis 2010 von 63,2 auf 63,5 Jahre gestiegen sei.

"An der Rente mit 67 führt kein Weg vorbei", sagte der Sprecher.
Dank der Reformen sei die Rente "für die nächsten Jahrzehnte finanzsicher aufgestellt".

(DAPD)
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