Auch NRW betroffen 208 Versorger erhöhen den Strompreis

Düsseldorf · 2017 wird die Grundversorgung auch in Krefeld, Aachen, Jülich und Nettetal teurer. Die Stadtwerke verweisen auf höhere Umlagen. Verbraucherschützer raten zur Kündigung teurer Anbieter.

208 Versorger erhöhen 2017 den Strompreis - auch NRW betroffen
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Acht Millionen Haushalte in Deutschland müssen im kommenden Jahr mehr für ihren Strom bezahlen. 208 Grundversorger haben Preiserhöhungen für 2017 angekündigt, wie aus einer Übersicht des Vergleichsportals Check 24 hervorgeht.

Im Schnitt betragen die Erhöhungen 3,5 Prozent. Das sind bei einer vierköpfigen Familie mit einem Jahresverbrauch von 5000 Kilowattstunden rund 50 Euro mehr als in diesem Jahr. Bis zum 20. November mussten die Energieunternehmen ihre Kunden über einen Preiserhöhung zum Jahreswechsel informieren.

Besonders stark fallen die Preiserhöhungen in Bayern (plus 18 Prozent) und Brandenburg (plus 17 Prozent) aus. Aber auch in Nordrhein-Westfalen wird es teilweise teurer: In Jülich steigt der Strompreis in der Grundversorgung um 3,1 Prozent, in Krefeld um 1,9 Prozent. In Nettetal und Aachen wird es ebenfalls teurer. Dagegen gibt es bundesweit nur 15 Grundversorger, die ihre Preise senken wollen, wie Check 24 betonte.

"Ursache für die Preiserhöhung sind die steigenden Abgaben, insbesondere die 2017 steigende EEG-Umlage. In den vergangenen vier Jahren haben wir die Preise nicht erhöht und die Abgabenerhöhungen selbst gestemmt. Nun müssen wir sie weitergeben", sagte der Sprecher der Stadtwerke Krefeld (SWK).

Zum 1. Januar 2017 steigt die Umlage zur Förderung der erneuerbaren Energien (EEG) von 6,35 auf 6,88 Cent pro Kilowattstunde. Die Umlage steigt automatisch, wenn der Großhandelspreis an der Börse sinkt. Sie sorgt dafür, dass die Betreiber von Solar- und Windkraftanlagen ihren fest zugesagten Einspeisepreis erhalten. Ärgerlich für Kunden ist es, dass Versorger gerne die steigenden Abgaben weitergeben, nicht aber die fallenden Börsenstrompreise. Zum Jahreswechsel erhöht sich zudem oft das Netzentgelt, das Netzbetreiber für die Durchleitung des Stroms nehmen.

Bei Preiserhöhungen haben Kunden ein Sonderkündigungsrecht. Klaus Müller, Chef des Bundesverbands der Verbraucherzentralen, riet Betroffenen, sich nach günstigeren Tarifen oder Anbietern umzusehen. "Steigende Strompreise für Verbraucher bei sinkenden Großhandelspreisen für die Energieversorger bei gleichzeitig steigenden Netzentgelten und höherer EEG-Umlage sind deutliche Zeichen für dramatische Webfehler im Energiemarkt", sagte Müller unserer Redaktion. "Für Verbraucher sollte es ein Anreiz sein, ihren Stromtarif oder den Anbieter zu wechseln, dabei die Angebote aber sorgfältig zu vergleichen. Teure Stromversorger verdienen die rote Karte ihrer Kunden."

Auch für Kunden, deren Versorger den Preis 2017 nicht erhöht, die aber besonders teure Verträge haben, kann sich ein Wechsel lohnen. Denn die Unterschiede sind gewaltig: Die Stadtwerke Krefeld nehmen in der Grundversorgung 1549 Euro pro Jahr bei einem Verbrauch von 5000 Kilowattstunden, in Düsseldorf sind es nur 1373 Euro, in Emmerich 1299.

"Grundsätzlich lassen sich Grundversorgungspreise unter Städten und Gemeinden nicht eins zu eins vergleichen. Die Kostenstrukturen sind unterschiedlich", sagte der Sprecher der Stadtwerke Krefeld. Zudem habe Krefeld viele Kunden, die Barzahler oder "debitorisch auffällig" seien, also Rechnungen nicht bezahlen. Das verursache Kosten.

Ein Drittel der deutschen Haushalte sind im Grundversorgungstarif. Diese Tarife garantieren die Belieferung auch an abgelegenen Orten und an zahlungsschwache Kunden. Sie sind oft teurer als Sondertarife, dafür können Kunden mit einer Frist von zwei Wochen kündigen.

(anh)
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