Anlagestrategien für 2017 Liquide bleiben ist nicht der schlechteste Plan

Düsseldorf · Krieg in Syrien, der Brexit, die Präsidentschaftswahl in den USA oder das Verfassungsreferendum in Italien. Keine Frage: 2016 war politisch kein langweiliges Jahr. Das konnten auch Anleger spüren. Aber wie wird es 2017 weitergehen?

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Foto: dpa, Fredrik Von Erichsen

"Das Jahr 2016 ist ein verlorenes Jahr für Anleger", sagt Frank Wieser, Geschäftsführer vom PMP Vermögensmanagement in Düsseldorf. "Einer mäßigen Rendite standen große Schwankungen und noch mehr Unsicherheiten gegenüber." Und viele der Unsicherheiten bestehen weiter. Damit dürfte klar sein: 2017 wird kein gutes Jahr für Anleger mit schwachen Nerven.

Allerdings gibt es auch keinen Grund, nun generell in Panik zu verfallen, findet Wieser. "Viele große Krisen sind seit Jahren bekannt, und die Welt ist nicht untergegangen." Ähnlich sieht das auch Niels Nauhauser: "Die Märkte leben ständig mit Herausforderungen", sagt der Finanzexperte der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg. Viele Entwicklungen seien bereits in den Kursen der Börsen eingepreist. Daher gebe es in der Regel auch keine großen Kursausschläge, wenn die Erwartungen dann erfüllt werden.

Beispiel Zinserhöhung: Auf ihrer Sitzung Mitte Dezember hob die US-Notenbank Fed den Leitzins um 0,25 Prozentpunkte erneut an - auf eine Spanne von nun 0,5 bis 0,75 Prozent. An den Märkten sorgte das aber kaum für Bewegung, denn genau diesen Schritt hatten die Finanzhändler weltweit erwartet. Auch die Nachricht, dass die Leitzinsen in den USA nun in moderaten Schritten weiter steigen, ist an den Märkten angekommen. "Ein Ende der Niedrigzinsphase ist abzusehen", sagt Max Herbst von der FMH-Finanzberatung in Frankfurt am Main.

In Europa sind die Leitzinsen allerdings weiterhin niedrig. Und daran wird sich nach Ansicht von vielen Experten vorerst auch 2017 nichts Grundlegendes ändern. Die Europäische Zentralbank (EZB) könne sich der Zinswende in den USA zwar nicht grundsätzlich entziehen, sagt etwa Claus Walter von der Freiburger Vermögensmanagement GmbH. "Andererseits kann sie aber auch die Haushaltsprobleme der südeuropäischen Staaten nicht ignorieren."

Sicherheitsorientierte Anleger stecken damit in einer Zwickmühle. Denn Rendite können sie eigentlich nur mit riskanteren Anlageformen erzielen. Steigen die Zinsen, wirkt sich das nämlich auf Anleihen aus: "Bei steigenden Zinsen fallen die Kurse", erklärt Nauhauser. Der Grund: Für die alten Papiere mit geringerer Verzinsung sinkt die Nachfrage. "Eine Zinserhöhung in allen Laufzeiten um ein Prozent bedeutet für langlaufende Anleihen ein Verlustpotenzial von zehn Prozent", ergänzt Ingo Schweitzer von der Anceka Vermögensbetreuungs AG in Kaufbeuren. "Die Anlage sollte daher kurz- bis mittelfristig sein."

Auch bei flexibel verzinsten Anlageformen ist nach wie vor wenig zu holen. Laut FMH gibt es für Tagesgeld derzeit im Schnitt gerade mal etwa 0,2 Prozent Zinsen. Mehr gibt es nur für Festgeldanlagen. Bei drei Jahren Laufzeit sind laut FMH immerhin bis zu 1,75 Prozent Zinsen möglich (Stand: 13. Dezember 2016). Von allzu langfristigen Anlagen rät Herbst aber ab. "Es lohnt sich eher, das Geld flüssig zu halten." Auf diese Weise können Anleger auf Änderungen reagieren.

Liquide bleiben

Und das kann genau die richtige Strategie für das kommende Jahr sein, denn 2017 wird vermutlich ein eher unsicheres Jahr. "Es ist ein Jahr mit vielen Fragezeichen", sagt etwa Kurz. "Besonders die erste Jahreshälfte dürfte ungemütlich werden, denn wichtige politische Ereignisse folgen dicht gedrängt", ergänzt Wieser. Nach der Einführung von Donald Trump in das Amt des US-Präsidenten folgen in Europa Wahlen etwa in Frankreich und den Niederlanden, in der zweiten Jahreshälfte auch in Deutschland - Ausgang ungewiss. "Möglicherweise wird es zu deutlichen Schwankungen kommen", sagt Wieser.

Für Anleger muss das aber nicht nur schlecht sein, sagt Jürgen Kurz von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) in Düsseldorf. Im Gegenteil: "Wenn die Kurse nachgeben, können Sie günstiger nachkaufen." Auszahlen kann sich das auch für Anleger, die einen Sparplan eingerichtet haben.

"Kaufen Sie dann wenn keiner mehr kaufen will"

"Die besten Momente zum Investieren sind diejenigen, in denen niemand mehr Aktien kaufen möchte", sagt auch Patrick Cettier von der Prio Partners Vermögensverwaltung in Zürich. "Wer geduldig auf Panik an den Märkten wartet und dann zuschlägt, wenn alles im Ausverkauf zu haben ist, wird langfristig belohnt." Allerdings brauchen Anleger dafür eine gewisse Risikobereitschaft und starke Nerven.

Weniger risikobereite Anleger müssen unter Umständen auch gar nichts tun. "Wenn Sie Ihr Geld über verschiedene Anlageklassen verteilt haben, brauchen Sie vor Kursrückgängen im Prinzip keine Angst zu haben", sagt Verbraucherschützer Nauhauser. "Es kommt immer auf die langfristige Entwicklung an."

Das sieht Kurz genauso: "Politische Börsen haben kurze Beine", sagt der Anlegerschützer. Allerdings sollten Sparer auf ihren persönlichen Anlagehorizont achten: "Wenn Sie das Geld in zwei Jahren brauchen, können Sie im Zweifel jetzt Ihre Cash-Position aufbauen."

(felt/dpa)
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