Geldanlage Bankberater in der Region im Qualitätscheck

Düsseldorf · In Zeiten extrem niedriger Zinsen ist eine gute Beratung bei der Geldanlage noch notwendiger als in einer Phase, in der man auch mit sicheren Geldanlagen bequem Geld verdienen kann. Aber wie gut sind die Berater in der Region? Wir wollten es wissen und besuchten sechs Bankfilialen.

 Gibt es eigentlich irgendwo noch Zinsen? (Symbolfoto)

Gibt es eigentlich irgendwo noch Zinsen? (Symbolfoto)

Foto: dpa

Postbank Duisburg

Der Berater kommt sehr schnell auf meine finanziellen Pläne zu sprechen. Mein Wunsch: 20.000 Euro anlegen. Seine Empfehlung: Sparbücher hat er wegen der niedrigen Zinsen nicht im Angebot. Bei Fragen zur Risikobereitschaft werde ich in die Kategorie "wachstumsorientiert" eingeordnet. Meine Rückfragen dazu werden verständlich beantwortet. Der Mann empfiehlt mir, 80 Prozent des Geldes "wachstumsorientiert" anzulegen - verteilt auf drei Mischfonds. 20 Prozent sollen "risikobewusst" in einen Aktienfonds fließen, der auf höhere Erträge durch Kursgewinn und Dividende zielt.

Fazit nach einer Stunde: ich habe nicht nur ein Protokoll sowie Flyer zu den vier Fonds in der Hand, sondern auch das Gefühl, dass der Berater sich genau mit mir beschäftigt hat. Konkrete Anlage-Empfehlungen waren das, was ich wollte.

Sparkasse Moers

Ganzheitlich im "Finanzkonzept" beraten — das ist hier die Strategie des Sparkassen-Mannes. Will sagen: Altersvorsorge und Absicherung sind auch dabei. Mein Berater macht sich sogar die Mühe, mir anhand von Zeichnungen die Funktionsweise von Aktien und Fonds zu erklären. Auf Grundlage meiner Risikoeinschätzung empfiehlt er mir, 45 Prozent auf Sparkonten anzulegen, 40 Prozent in Aktien, zehn Prozent in offene Immobilienfonds zu investieren sowie fünf Prozent zurückzulegen.

Fazit nach eineinhalb Stunden: Ich weiß jetzt viel über Aktien und Fonds und fühle mich gut informiert über das für mich neue Thema. Aber konkret genug war die Empfehlung für mich noch nicht.

Volksbank Geldern

Meinen Ausweis schon jetzt vorlegen zu müssen, finde ich für einen ersten Beratungstermin etwas zu direkt. Die Beraterin stellt mir das "Finanzhaus" vor, das ähnlich wie das Sparkassen-Konzept, ganzheitliche Beratung bieten soll. Die Grafik auf dem Computer soll eigentlich als Übersicht dienen, sorgt aber für Verwirrung, da wir zwischen Themen hin- und herspringen. Anstelle von Geldanlage sprechen wir unglaublich viel über Versicherungen und Altersvorsorge. Schließlich empfiehlt die Beraterin, in offene Immobilienfonds zu investieren.

Fazit nach eineinhalb Stunden: Ich bin von dem Gespräch geplättet. Ich nehme viele Gedankenanstöße mit, erhalte ein Protokoll, aber wirklich weitergekommen bin bei der Geldanlage nicht.

Sparda-Bank Remscheid-Solingen

Die Kernfrage kommt gleich zu Beginn unseres Gesprächs: "Sind Sie ein risikofreudiger Typ oder gehen Sie lieber auf Nummer sicher?", fragt die Beraterin. Der für mich beste Anlageweg beim Investieren der geerbten 20.000 Euro hänge von mehreren Faktoren ab: den eigenen Bedürfnissen, der konkreten Anlagedauer, der weiteren Lebensplanung - und eben der Risikoneigung. Das macht einen guten Eindruck. Wir sprechen ein paar Minuten über meine Lebenspläne, insofern diese mit 23 schon vorhanden sind. Meine Risikobereitschaft ordnet die Beraterin in Klasse zwei ein - sicherheitsorientiert.

Danach sprechen wir lange über das Thema Fondsparen - das heißt, die Beraterin spricht. Das sei für mich als junger Mensch sehr geeignet, da es eine flexible Sparvariante sei. Sei das Geld gerade knapp, könnten die Fonds auf Eis gelegt werden, ich könne dann zu einem späteren Zeitpunkt wieder einzahlen. Die bereits gekauften Fondsanteile blieben im Depot und könnten jederzeit wieder Geld bringen. Dazu malt sie eine Gerade mit der Steigung x auf ein Papier, geschnitten wird die Linie von einer Auf-und-Ab-Kurve. "Natürlich kann es sein, dass Sie auch mal Geld verlieren", sagt die Bankfrau und zeigt auf den fallenden Teil der Kurve. Im Idealfall könnten nach zehn Jahren Einzahlungen von 20.000 Euro verfünffacht werden. Aber Geld verlieren klingt nicht sehr verlockend. Flexibel ist ein gutes Stichwort für die junge Generation, aber Fondssparen klingt eher nach einer Variante für Leute, die das Geld auch entbehren können. Dann geht es noch um Bausparvertrag und Riester-Rente.

Fazit: Ich bin um zwei Flyer und eine Visitenkarte reicher - und um 100 Fragezeichen im Kopf.

Volksbank Rhein-Wupper

Erste Überraschung: Im Briefkasten liegt eine Bestätigung für meinen Beratungstermin. Die Bank nimmt mich tatsächlich ernst. Als sich mir mein Berater vorstellt, fällt meine leichte Anspannung ab. Der Mann ist auf meiner Wellenlänge, was auch daran liegen mag, dass wir ungefähr gleich alt sind. Es folgt ein kurzer, gut verständlicher Einführungsfilm. Beim ersten Termin soll es keinen Vertrag geben, sondern höchstens einen Folgetermin. Er sucht nicht sofort den Abschluss und zeigt mir in einem neuen Computerprogramm Schritt für Schritt den Ablauf der Beratung. Was ich besonders gut finde: Er verspricht mir nichts. Die Zinslage sei katastrophal, die Inflation fresse das meiste auf. Er zeigt mir verschiedene Zahlen, Daten und übersichtliche Diagramme, die all das belegen. Das schafft Vertrauen, denn mit solchen Dingen habe ich mich noch nie beschäftigt. Die 20.000 Euro, die ich als Erbe vorgebe, will er vor der Inflation schützen. "Es sollte nicht weniger werden", hatte ich mir ja auch gewünscht. Beim zweiten Termin will er mir möglichst risikoarme Aktien empfehlen.

Fazit nach knapp eineinhalb Stunden: Noch ist nichts passiert, aber ich habe einen Berater kennen gelernt, der Vertrauen ausstrahlt. Immerhin.

Volksbank Düsseldorf Neuss

Insgesamt vier Stunden hat das Beratungsgespräch gedauert, was nicht immer der fachlichen Tiefe des Gesprächs zugerechnet werden kann. Die Beraterin hat sich Zeit gelassen, mögliche Risikoszenarien - "Eventualitäten des Lebens" - möglichst bildhaft darzustellen. Am Ende des Gesprächs legt sie neben der möglichen Geldanlage auch sämtliche Zusatzversicherungen nahe, wie etwa ein Gesundheitspaket für insgesamt monatlich rund 150 Euro beim Partner R+V Versicherung. Das nennt man dann wohl Cross-Selling im Verbund.

Beim Risikoprofil für die Anlage meiner 20.000 Euro ist die Frau konservativer als vorher der Computer. Ihr Musterdepot: 5000 Euro werden als Reserve auf einem Sparbuch hinterlegt, 3000 Euro in einen reinen Aktienfonds investiert, 5000 Euro in einen Mischfonds, bestehend aus Aktien, Anleihen und Rohstoffen, und 5000 Euro in einen Dachfonds, bestehend aus 75 Prozent Rentenfonds und 25 Prozent Aktienfonds. Einen Immobilienfonds möchte die Beraterin derzeit lieber nicht anbieten. Sie empfiehlt, die restlichen 2000 Euro vorerst auf dem Girokonto zu parken.

Fazit nach vier Stunden: Konkrete Produktempfehlungen, aber Abzüge dafür, dass die Kosten für die Geldanlage viel zu kurz kamen. Und für die teuren Zusatzversicherungen.

Commerzbank Düsseldorf

Wer seine Geldanlagen lieber diskret und privat besprochen haben möchte, ist in dieser Filiale falsch. Das Gespräch findet direkt in der Filiale statt. Die Beraterin klärt mich zwar genau über Kosten, Rechte und mögliche Risiken auf, aber in was genau die 20.000 Euro fließen sollen, ist mir nach dem Gespräch immer noch nicht klar. Nach gemeinsamer Einschätzung des Risikoprofils empfiehlt die Beraterin den Kauf von Dach- und Mischfonds-Anteilen für die gesamte Anlagesumme. In welche Fonds genau investiert werden soll, sagt sie aber nicht. Das liege nicht in ihrem Zuständigkeitsbereich.

Fazit nach den drei Stunden: Ich bin ratlos, weil ich mir konkretere Informationen gewünscht hätte.

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