Politik plant Hilfspaket Bauern sorgen sich wegen Milchpreisverfall

Düsseldorf/Voerde · Maximal 25 Cent pro Liter erhalten die Betriebe in NRW derzeit – kostendeckend wären 30 Cent. Politiker fordern, dass die Landwirte ihre Produktion wieder zurückfahren.

 Demonstration deutscher und französischer Milchbauern gegen fallende Milchpreise.

Demonstration deutscher und französischer Milchbauern gegen fallende Milchpreise.

Foto: dpa, wro pzi

Maximal 25 Cent pro Liter erhalten die Betriebe in NRW derzeit — kostendeckend wären 30 Cent. Politiker fordern, dass die Landwirte ihre Produktion wieder zurückfahren.

Torben Lohmann ist Milchbauer. Auf seinem Hof in Voerde unterhält er einen Stall mit 150 Kühen, die täglich 4000 Liter Milch liefern. Damit könnte bald Schluss sein. Grund ist der sinkende Milchpreis. Weit unter 30 Cent erhält der 34-Jährige derzeit pro Liter von der Molkerei. "Damit es überhaupt kostendeckend ist, müsste ich mindestens 30 bekommen. Um Geld zu verdienen, gute Löhne zu zahlen und vielleicht neu zu investieren, müssten es sogar 40 sein", sagt Lohmann.

Im Schnitt erhalten die 7106 Milchbauern in NRW dem Rheinischen Landwirtschafts-Verband (RLV) zufolge derzeit 22 bis 25,6 Cent pro Liter, bundesweit sind es nach einem Bericht der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" teilweise sogar nur zwischen 18 und 19 Cent. Die Verbraucher zahlen dafür im Supermarkt weit unter einem Euro.

Ein Ende dieses Preisverfalls sei nicht in Sicht und die Gründe dafür seien vielfältig, erklärt Andrea Bahrenberg vom RLV. Eine Ursache sei etwa die große Menge der am Markt verfügbaren Milch. Denn seit die Milchquotenregelung der EU 2015 ausgelaufen ist, können die Bauern so viel produzieren, wie sie wollen. "Andererseits ist uns aber durch das Russland-Embargo ein ganzer Markt weggebrochen. Sprich: Es ist zu viel Milch für zu wenig Abnehmer da", so Bahrenberg.

Politiker fordern deshalb, dass die Landwirte ihre Produktion wieder zurückfahren. "Das kostet die Bauern aber Geld, weil es für den einzelnen, kleinen Betrieb immer günstiger ist, viel zu produzieren", so Bahrenberg. Sie fordert eine stärkere Kontrolle des Handels, der die Preise immer weiter drücke. "Die Lebensmittelketten haben eine viel zu große Macht." Ebenso müssten die Molkereien auf die Landwirte zukommen. "Die Molkereien sollten den Bauern entgegenkommen, etwa, indem sie jenen Landwirten, die freiwillig weniger Milch produzieren, zwei Cent je Liter mehr zahlen."

In der Politik ist unterdessen ein Streit um den Umgang mit dem Preisverfall entbrannt. Die Regierung will einen zweistelligen Millionenbetrag als Hilfe für die Milchbauern zur Verfügung stellen. Landwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU) brachte zudem Steuererleichterungen ins Spiel. Aus Sicht der Opposition ist all dies zu wenig: "Hier wird ein Pflaster geklebt, wo eine Herzoperation notwendig ist", sagte Grünen-Agrarexperte Friedrich Ostendorff. Steuererleichterungen brächten nur Betrieben etwas, die Gewinne machten, das löse keine Probleme in der Krise, auch eine Verteilung des Geldes mit der Gießkanne sei Unsinn. Stattdessen müssten diejenigen belohnt werden, die maßhalten. "Wir haben in Europa einfach zu viel Milch auf dem Markt", sagte Ostendorff.

Gestern beschäftigten sich die EU-Landwirtschaftsminister mit dem Thema, Ende des Monats ist zudem ein deutscher "Milchgipfel" geplant. Viel Zeit bleibt nicht: Fallen die Preise weiter, wird das für einige Bauern existenzgefährdend. Auch Torben Lohmann kann sich den Ausstieg vorstellen: Schon jetzt finanziert er seinen Hof vor allem mit den Betriebssparten Ackerbau und Biogas.

(may-/lai)
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