Merkel und Sarkozy beraten Krise am Telefon Berlusconi kündigt G7-Finanzministertreffen an

Rom/Berlin (RPO). In Europa laufen die Telefone in den Regierungssitzen heiß: Angesichts der Turbulenzen auf den Finanzmärkten hat Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) mit Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy über die Schuldenkrise in Europa gesprochen. Unterdessen hat Italiens Premierminister Silvio Berlusconi angekündigt, dass sich die Finanzminister der G7-Staaten in wenigen Tagen zu einer Konferenz treffen werden.

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Foto: dapd

Dies habe er mit Frankreichs Staatschef Nicolas Sarkozy abgesprochen, sagte Berlusconi am Freitagabend in Rom. Das Treffen werde "in ein paar Tagen" stattfinden und solle einen Gipfel der sieben führenden Industriestaaten und Russlands (G-8) vorbereiten, "wenn die Finanzminister sich auf einen gemeinsamen Aktionsplan einigen können".

"Die Lage ist sehr schwierig und sie erfordert abgestimmte Eingriffe", fügte der italienische Ministerpräsident hinzu. "Wir müssen anerkennen, dass die Welt in eine weltweite Finanzkrise geraten ist, die alle Länder betrifft". Für die Krise könne keine einzelne Regierung verantwortlich gemacht werden, vielmehr betreffe sie "die globale finanzielle Lage". Berlusconi teilte mit, dass er außer mit Spaniens Regierungschef José Luis Rodríguez Zapatero auch mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) sowie führenden EU-Vertretern gesprochen habe. Außerdem wolle er noch am Freitag mit US-Präsident Barack Obama sprechen

Italien will angesichts seiner Schulden und der nervösen Märkte im Jahr 2013 einen ausgeglichenen Haushalt erreichen, ein Jahr früher als bislang geplant. Finanzminister Giulio Tremonti erklärte am Freitagabend auf einer Pressekonferenz, Rom werde auf eine Verfassungsänderung hinarbeiten, die der Regierung einen ausgeglichenen Etat vorschreibe.

Vor dem Hintergrund der Unruhe an den Börsen hat sich auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) am Freitag telefonisch mit mehreren europäischen Regierungschefs beraten. Merkel sprach nacheinander mit dem französischen Staatspräsidenten Nicholas Sarkozy, dem italienischen Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi und dem britischen Premierminister David Cameron, wie das Bundespresseamt am Freitagabend mitteilte.

"Alle Gesprächspartner waren sich einig, dass die Beschlüsse des EU-Gipfels vom 21. Juli schnell umgesetzt werden sollen", hieß es. Für den Abend war ein weiteres Telefonat mit dem US-Präsidenten Barack Obama geplant. Merkel macht derzeit Urlaub in Südtirol.

Krisentreffen in Großbritannien

Die Turbulenzen an den Finanzmärkten haben auch außerhalb der Eurozone für Beunruhigung gesorgt. Noch am Freitag finde ein Krisentreffen zur Situation der Euro-Länder statt, an dem Vertreter des britischen Premierministers David Cameron, des Finanz- sowie des Außenministeriums teilnähmen, sagte der britische Außenminister William Hague am Freitag in London. Cameron, sein Vize Nick Clegg und Finanzminister George Osborne sind derzeit im Urlaub, Hague sitzt daher als derzeitiger Leiter der Regierung der Sitzung vor.

Großbritannien gehört der Eurozone nicht an, allerdings gehen rund 40 Prozent der britischen Exporte in die Region. Das Land verfolge die Situation des Euro daher "sehr genau", sagte Hague. Zwar könne Großbritannien wegen seiner Sparpolitik an den Finanzmärkten weiterhin Anleihen zu niedrigen Zinssätze ausgeben, allerdings sei "kein Land immun" gegen Probleme in der Eurozone. Die Euroländer müssten daher die Beschlüsse ihres Sondergipfels vor zwei Wochen zur Eindämmung der Krise umsetzen, forderte Hague.

Auch in Schweden, das ebenfalls keinen Euro hat, wuchs die Angst vor negativen Folgen der Schwankungen an den Finanzmärkten für die Wirtschaft. Die derzeitige Entwicklung in der Eurozone sei "schlecht für die Konjunktur, was wiederum den Investitionswillen und die Konsumbereitschaft der Haushalte beeinflusst", sagte Finanzminister Anders Borg bei einer Pressekonferenz in Stockholm. Zwar sende die schwedische Wirtschaft, eine der stärksten in Europa, noch "Signale einer stabilen Entwicklung". Eine "weltweite Unsicherheit" habe aber auch Folgen für Schweden", sagte Borg. Die Situation sei daher "ernst".

(RTR/AFP/felt)
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