Faule Kredite Bund soll Commerzbank helfen

Frankfurt/M. · Commerzbank-Chef Martin Blessing setzt zum Befreiungsschlag an, um die Kapitalnot der zweitgrößten deutschen Bank zu beheben. Dafür wolle Blessing die Immobilien-Tochter Eurohypo an den Bund abgeben, heißt es im Umfeld des Instituts. Durch eine Herauslösung der Eurohypo, die sich unter anderem an griechischen Staatsanleihen verhoben hatte, würde die Bilanz der Commerzbank enorm entlastet, und die Bank hätte weniger Probleme, die künftig strengen Eigenkapital-Anforderungen der europäischen Bankenaufsicht zu erfüllen.

Der Commerzbank-Deal und seine Folgen
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Foto: AP

Da die Eurohypo neben guten aber auch "faule Kredite" im Portfolio hat, müsste der wichtigste Commerzbank-Aktionär noch einmal einspringen — der deutsche Steuerzahler. Der Bund ist mit 25 Prozent und einer Aktie an der Commerzbank beteiligt ist. Das sei die einzige Lösung, denn "der schmutzige Rest ist im Moment einfach unverkäuflich", hieß es.

Bis Mitte 2012 muss die Commerzbank — wie andere Institute auch — die von der EU geforderte Kernkapitalquote von neun Prozent erreichen. Das Ziel ist nur zu erreichen, wenn die Bank frisches Kapital einsammeln — oder sich von riskanten Geschäften trennen kann. Denn dann würde die Bilanzsumme schrumpfen und sie müsste weniger Aktiva mit Eigenkapital unterlegen. Bis Ende 2014 muss Blessing die Eurohypo ohnehin abstoßen, um Auflagen der EU für die bereits gewährte Staatshilfe zu erfüllen.

Commerzbank braucht drei bis fünf Milliarden Euro

Auf einer für Freitag angesetzten Aufsichtsratssitzung soll es zunächst um Personalfragen gehen. Eine Woche später kommt der Aufsichtsrat der Eurohypo zusammen. Für das Bundesfinanzministerium sei der Plan wohl ein Angebot, das es nicht ablehnen könne, heißt es im Umfeld der Eurohypo. Immerhin brauche die Commerzbank in ihrer gegenwärtigen Aufstellung noch rund drei Milliarden bis fünf Milliarden Euro an Kapital. Ohne die faulen Kredite der Eurohypo auf den Büchern wäre das weit weniger.

Weder das Bundesfinanzministerium noch der Rettungsfonds Soffin noch die Commerzbank selbst wollten sich gestern äußern. Der Bund hatte der Bank an stillen Einlagen bereits mehr als 16 Milliarden Euro zur Verfügung gestellt, von denen er allerdings über 14 Milliarden Euro bereits zurückbekommen hat.

Einen neuerlichen Gang zum Rettungsfonds hatte Commerzbank-Chef Martin Blessing jüngst ausgeschlossen. "Da gehe ich nicht noch einmal hin", hatte der Vorstandschef kategorisch erklärt. Wegen der möglichen Kapitallücke hatte es daher zuletzt auch Spekulationen um die Zukunft des Spitzenmanagers gegeben.

(brö, gw)
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