Fed-Geldhahn bleibt zu Dax fällt um fast drei Prozent

Frankfurt/Main · Die US-Notenbank Fed dreht den Geldhahn wohl nicht noch weiter auf und hat damit die Anleger an den europäischen Aktienmärkten auf dem falschen Fuß erwischt. Der Dax schloss am Mittwoch bei hohen Umsätzen 2,8 Prozent niedriger bei 6784 Zählern, der EuroStoxx verlor 2,5 Prozent auf 2398 Punkte. Auch an den US-Börsen ging es deutlich bergab.

Das 1x1 der Börsensprache
Infos

Das 1x1 der Börsensprache

Infos
Foto: AP

Immer weniger US-Notenbanker sprechen sich für eine zusätzliche Geldspritze zur Ankurbelung der US-Konjunktur aus, wie aus dem jüngsten Sitzungsprotokoll der Fed hervorgeht. "Das ist für den Markt eine große Enttäuschung, die Aussicht auf billige und überbrodelnde Liquidität ist doch zu verlockend", sagte ein Händler. Zusätzlich belastet wurden die Börsen durch eine am Markt mit Enttäuschung aufgenommene Auktion spanischer Anleihen und vorsichtige Töne der Europäischen Zentralbank zur Konjunkturentwicklung.

"Dass es heute im Dax so heftig bergab geht, war sicher nicht zu erwarten", sagte ein Händler. Allerdings sei die Vorsicht der Anleger verständlich. Denn zu den Negativ-Nachrichten geselle sich noch der Umstand, dass die Investoren wegen der Osterfeiertage erst am Dienstag auf den monatlichen US-Arbeitsmarktbericht reagieren können, der am Karfreitag veröffentlicht wird. "Deshalb lautet heute die Devise: Absichern oder verkaufen." Diese Haltung könne sich auch am Donnerstag noch fortsetzen.

Spanien sorgt für Unsicherheit

Für Verunsicherung sorgte Spanien, das sich am Kapitalmarkt zu höheren Zinsen als zuletzt mit Geld eingedeckt hat. Bei der Ausgabe von Anleihen im Gesamtvolumen von knapp 2,6 Milliarden Euro verlangten die Anleger unisono höhere Zinsen als zuletzt.
Ein vierjähriges Papier beispielsweise rentierte mit 4,3 Prozent um einen vollen Prozentpunkt höher. Das Interesse an bis 2015 laufenden Schuldtiteln war zudem relativ mau: Die Nachfrage überstieg das Angebot nur um das 2,4-Fache. "Das Ergebnis der Auktion bescheiden zu nennen wäre noch geschmeichelt", sagte ein Börsianer.

Komplettiert wurde die negative Grundstimmung am Markt durch den ISM-Index der US-Dienstleister, der im März auf 56,0 Punkte fiel. Unbeeindruckt zeigten sich die Aktienmärkte dagegen vom US-Arbeitsmarktbericht des privaten Anbieters ADP, demzufolge die Zahl der Stellen in der US-Privatwirtschaft im März um 209.000 gestiegen ist. Analysten hatten mit einem Plus von 200.000 Jobs gerechnet.

Auch die wegen der Osterfeiertage auf Mittwoch vorgezogene EZB-Sitzung hielt wenig Überraschungen bereit. Die Zentralbank beließ den Leitzins wie erwartet bei einem Prozent. Allerdings warnte EZB-Präsident Mario Draghi ebenso vor einer schwachen Wirtschaftsentwicklung als auch vor Inflationsrisiken in der Euro-Zone.

Lufthansa im Sinkflug

Für Gesprächsstoff am deutschen Aktienmarkt sorgte das Verbot von Nachtflügen am Frankfurter Flughafen. Zwischen 23 Uhr und 5 Uhr seien keine Starts und Landungen an Deutschlands größtem Luftdrehkreuz erlaubt, urteilte das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig. Lufthansa und Fraport -Aktien weiteten daraufhin ihre Verluste aus.
Die Lufthansa-Papiere schlossen mit einem Abschlag von 4,6 Prozent auf 10,07 Euro als einer der größten Dax-Verlierer, im MDax gaben Fraport um drei Prozent auf 46,54 Euro nach.

"Die Entscheidung ist nicht überraschend gekommen - für die Lufthansa wiegt sie aber schwerer als für den Flughafenbetreiber Fraport", sagte ein Händler. Ein Nachtflugverbot kostet Lufthansa Cargo nach eigenen Angaben im Jahr 40 Millionen Euro Gewinn. Die NordLB beließ die Aktien von Fraport nach dem Urteil weiter auf "Halten". Das Urteil sollte den Flughafenbetreiber vor keine allzu großen Herausforderungen stellen, schrieb Analyst Frank Schwope in einem Kommentar.

Dax-Schlusslicht waren Infineon mit einem Abschlag von 5,7 Prozent auf 7,42 Euro. Ein Händler begründete das Minus mit der Umsatzwarnung des US-Speicherchipherstellers SanDisk. Europaweit standen Technologiewerte unter Druck, der Branchenindex verlor satte 3,4 Prozent. In New York gaben SanDisk über neun Prozent nach. Ein anderer Börsianer verwies darauf, dass es der Infineon-Aktie in den vergangenen Tagen trotz eines Anstiegs nicht gelungen sei, die Marke von acht Euro zu knacken. Das Scheitern an der Barriere habe die Verkäufe ausgelöst.

(REU)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort