Börse Dax knackt die 12.200-Punkte-Marke

Frankfurt/Main · Der Deutsche Aktienindex (Dax) hat an der Frankfurter Börse am Montag zum ersten Mal in seiner Geschichte die Schwelle von 12.000 Punkten durchbrochen. Um 9.41 Uhr sprang der Leitindex über die psychologisch wichtige Marke. In der Folge setzte der Aktienindex seinen Höhenflug fort und erreichte am Nachmittag mehr als 12.200 Punkte.

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Foto: dpa, Fredrik Von Erichsen

Seit die Europäische Zentralbank (EZB) im Januar ein gigantisches Anleihekaufprogramm beschloss, um eine drohende Deflation zu verhindern, kennt der Aktienmarkt nur einen Weg: nach oben. Allein in der vergangenen Woche, als die EZB ihr Ankaufprogramm startete, legte der Dax um drei Prozent zu. Insgesamt stieg der Index seit Jahresanfang um über 20 Prozent. Erst vor rund vier Wochen, am 13. Februar, hatte der Dax erstmalig die 11.000-Punkte-Marke geknackt.

Die Zentralbank will mindestens bis Ende September 2016 jeden Monat 60 Milliarden Euro in die Märkte pumpen. Die Geldschwemme drückt das allgemeine Zinsniveau weiter nach unten und macht Zinsanlagen im Vergleich zum Aktienkauf immer unattraktiver.

Im Sog der EZB zogen die Kurse an der Londoner und Pariser Börse an: Der britische FTSE-100-Index stieg bis zum Nachmittag um 0,37 Prozent auf 6765 Punkte an, der französische CAC 40 kletterte in der gleichen Zeit um 0,62 Prozent auf 5041 Zähler.

Während der Dax steil nach oben klettert, verliert der Euro massiv an Wert. In Asien wurde die Gemeinschaftswährung am Morgen mit 1,0458 Dollar gehandelt und fiel damit auf den niedrigsten Stand seit Anfang 2003. Von der sogenannten Parität, dem Gleichstand beider Währungen, ist er nicht mehr weit entfernt. Am Montagmittag erholte sich der Euro wieder etwas und lag bei 1,0489 Dollar.

Der von der EZB gewünschte Nebeneffekt des Ankaufprogramms verbilligt Waren aus der Eurozone im Ausland - was vor allem den exportstarken deutschen Dax-Unternehmen hilft und ihre Kurse kräftig steigen lässt.

Ein weiterer Grund für den Dax-Höhenflug sind internationale Investoren, die vermehrt in deutsche Aktien investieren. Besonders US-Händler kaufen derzeit an der Deutschen Börse ein. Der sinkende Eurokurs macht das Geschäft für sie zunehmend billiger.

Die rasant steigenden Aktienkurse könnten zu Spekulationsblasen führen, warnen inzwischen mehr und mehr Kritiker. Stefan Bielmeier, Chefvolkswirt der DZ Bank, bezeichnete in seinem Blog auf der Website des Instituts die "Kursrallye am Aktienmarkt" als "nicht mehr gesund". Die Märkte im Euroraum liefen in Richtung einer "spekulativen Übertreibung", schrieb er vergangenen Donnerstag. Ein "fairer Wert" für den Dax-Stand am Jahresende seien 11.100 Punkte. Da die EZB ihr Aufkaufprogramm aber gerade erst begonnen habe, sei es "sehr wahrscheinlich", dass sich die Aufwärtsbewegung fortsetzen werde.

Georg Fahrenschon, Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes (DSGV), warnte bereits vor hohen Ausfallrisiken für Anleger. Weite Teile des Kapitalmarktes befänden sich "in einem Blindflug", sagte er kürzlich in einem Interview mit der "Neuen Osnabrücker Zeitung".

(AFP)
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