Dax über 12.000 Punkte Droht am Aktienmarkt jetzt eine Blase?

Düsseldorf · Rund 20 Prozent hat der wichtigste deutsche Börsen-Index seit Jahresbeginn zugelegt. Der Trend scheint nur eine Richtung zu kennen - nach oben. Doch die Ersten warnen bereits davor, dass der Markt überhitzen könnte.

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Foto: dpa, Fredrik Von Erichsen

Der Tag der Aktie am Montag, an dem Anleger bei einigen Online-Brokern unentgeltlich Wertpapiere von Unternehmen kaufen konnten, war ein Tag des Rekordes. Und zwar eines der besonders geschichts-trächtigen Art. Der Deutsche Aktien-Index (Dax) hat bei 12.000 Punkten wieder mal eine Tausender-Marke genommen, und es ist bereits die dritte innerhalb von etwas mehr als neun Monaten. Doch während die Berufs-Euphoriker, die sich vor Begeisterung kaum halten können, schon die ersten Wetten darauf abschließen, wann der Dax die Marke von 13.000 Punkten knacken könnte, werden andere nachdenklicher. Das Wort Blase macht bisweilen die Runde.

"Die Börse ist keine Einbahnstraße", sagt Ralf Zimmermann vom Bankhaus Lampe und ergänzt: "Anleger dürfen nicht glauben, dass sich die 20 Prozent Plus, die wir seit Jahresanfang erlebt haben, einfach so fortschreiben lassen." Der Markt habe sich seit Monaten nicht mehr um die globalen Risiken geschert, doch die seien weiterhin vorhanden. Der Ukraine-Konflikt sei nicht gelöst, das Griechenland-Problem nicht geklärt, und in den USA werde es in absehbarer Zeit eine Zinserhöhung geben, die auf die Kurse drücken werde.

Anlegern empfiehlt Zimmermann, nicht aus lauter Verzweiflung über die mangelnde Verzinsung anderer Anlagen Aktien um jeden Preis zu kaufen, sondern zu dosieren. Zimmermanns Favoriten sind Papiere, "die in den vergangenen Monaten zurückgeblieben sind". Banken etwa oder Medien- und Handelskonzerne, die von der starken deutschen Binnenkonjunktur profitieren. Über allem müsse das Motto stehen: "Die Gier darf den Verstand nicht besiegen."

Doch das scheint leichter gesagt als getan, wo doch das Anleihen-Kaufprogramm der Europäischen Zentralbank so viel Geld in den Markt spült, dass einem angst und bange werden kann, die Zinsen nahe Null bleiben und der niedrige Euro-Kurs die Aussichten der Exporteure beflügelt. Die Rallye sei "nicht mehr gesund", urteilt die DZ Bank und sieht die Gefahr einer neuen "irrationalen Übertreibung" wie zu Zeiten der "Dotcom-Blase". Trotzdem sagt sie angesichts der Kauflust an den Märkten fürs Jahresende einen Dax-Stand von 12 500 Punkten voraus.

Offenbar hat mancher Anleger, der bisher vergeblich auf die vorausgesagte Kurskorrektur gehofft hat, die Geduld verloren und ist jetzt doch zu höheren Kursen eingestiegen. Solange diese Spirale in Gang bleibt, ist alles gut. Tut sie das nicht, drohen Verluste. Franz-Georg Wenner vom Börsenstatistik-Magazin "Index-Radar" hat gesagt, bei unerwartet negativen Ereignissen könne es "sehr schnell sehr ungemütlich werden", da dann "alle zugleich durch den Ausgang wollen". Lampe-Experte Zimmermann will seine Dax-Prognose von 11.900 Punkten fürs ersten Halbjahr nicht nach oben korrigieren und bleibt auch für das Jahresende bei seiner Voraussage von 11.000 Punkten.

Vom aktuellen Boom profitieren auch junge Technologiefirmen. Mit einigen von denen hat der branchenerfahrene US-Milliardär Mark Cuban indes seine Probleme: "Wenn wir denken, es war dumm, in Internetseiten zu investieren, die keine Aussicht auf Erfolg hatten, ist es heute noch schlimmer." Was er meint, ist die Dotcom-Blase Ende der 90er Jahre. Die endete in Deutschland mit dem Kollaps des Neuen Marktes, bei dem manche Anleger ihre Altersvorsorge schwinden sahen. Mitunter hatten Geschäftsmodelle weniger Perspektive als der Tante-Emma-Laden um die Ecke. Bei manchen geht die Angst um, das könne sich wiederholen.

(RP)
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