Weniger Ausgaben für Benzin und Heizöl Deutsche im Kaufrausch — Konsumforscher warnt

Nürnberg · Nach Einschätzung der Gesellschaft für Konsumforschung hat die aktuelle Verbraucherstimmung auch Nachteile. Langfristig drohe Altersarmut.

 Der Konsumforscher Rolf Bürkl sieht in der rapide sinkenden Sparneigung der Bundesbürger ein Risiko für die Zukunft.

Der Konsumforscher Rolf Bürkl sieht in der rapide sinkenden Sparneigung der Bundesbürger ein Risiko für die Zukunft.

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Der Konsumforscher Rolf Bürkl sieht in der rapide sinkenden Sparneigung der Bundesbürger ein Risiko für die Zukunft. "Für den Konsum ist das kurz- und mittelfristig positiv. Aber Geld, das jetzt ausgegeben wird, statt es zu sparen, ist Geld, das später für den Konsum fehlt", sagte Bürkl. "Es ist zu befürchten, dass wir die Rechnung für die derzeit extrem geringe Sparneigung in Zukunft serviert bekommen, etwa in Form von Altersarmut", gab der Experte der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) zu bedenken.

Nach Bürkls Angaben sank die Sparneigung in Deutschland im Januar mit minus 62,6 Punkten auf ein Allzeittief. "Ich hatte eigentlich gedacht, dass mit dem Dezember-Wert der endgültige Tiefpunkt erreicht sei. Es geht aber immer noch tiefer. Dabei ist im Januar die jüngste Entscheidung der Europäischen Zentralbank zu verstärkten Anleihekäufen noch gar nicht eingepreist", erklärte Bürkl. Ein weiteres Abrutschen der Sparneigung sei also gut möglich.

Faktor Griechenland-Wahl schwer einzuschätzen

Die Verbraucher in Deutschland sind jedenfalls in Kauflaune wie seit über 13 Jahren nicht mehr. Der fallende Ölpreis und die Aussicht auf steigende Einkommen heben die Stimmung, wie die GfK mitteilte. Sie prognostiziert auf Basis ihrer Umfrage unter 2000 Verbrauchern einen Anstieg des Konsumklimas im Februar auf 9,3 Punkte, während Ökonomen nur 9,1 Zähler vorausgesagt hatten. Im Januar hatte das Barometer noch bei 9,0 Zählern gelegen. "Weniger Ausgaben für Benzin und Heizöl stärken das verfügbare Einkommen und lassen den Konsumenten mehr Spielraum für Anschaffungen", erläuterte GfK-Experte Bürkl.

Für schwer einschätzbar hält der GfK-Experte die Folgen der Wahl in Griechenland. "Das wird sich dann auf das Konsumklima auswirken, wenn deutsche Konsumenten das Gefühl bekommen, sie könnten davon auf irgendeine Weise belastet werden. So etwas schafft unterschwellige Unsicherheit und könnte auf das Konsumklima drücken", glaubt Bürkl. Denn die Mehrheit der Deutschen sei nun mal der Auffassung, dass Griechenland ohne Abstriche seine Schulden bezahlen müsse.

Spannend bleibt in den Augen des Nürnberger Konsumforschers auch die Frage, welche Auswirkungen der am Jahresanfang eingeführte Mindestlohn auf das Konsumverhalten der deutschen Verbraucher haben werde. Zum einen sorge der Mindestlohn bei bestimmten Einkommensgruppen für mehr Einkommen. Auf der anderen Seite könnten bestimmte Arbeitsplätze aber wegen der Mindestlohn-Regelung gestrichen, andere gar nicht erst geschaffen werden, etwa bei klassischen Dienstleistungen, gibt Bürkl zu bedenken. "Das ist nun die spannende Frage, welcher Effekt sich stärker auswirkt."

(dpa)
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