Weltspartag Deutsche sparen trotz der Niedrigzinsen

Düsseldorf · Kann man sich den Weltspartag sparen? Wenn es nach dem Geldanlage-Verhalten der Deutschen geht, eher nicht. Trotz der historisch niedrigen Zinsen legen viele Geld beiseite. Aktien und Fonds werden immer beliebter.

Weltspartag: Deutsche sparen trotz der Niedrigzinsen
Foto: dpa, Andrea Warnecke

Um schon die Kleinsten zum Sparen zu motivieren, verteilen Banken und Sparkassen am heutigen Weltspartag wieder fleißig Werbegeschenke. Gleichzeitig werden die Erwachsenen daran erinnert, ihr Geld auf die hohe Kante zu legen. Aber wie stehen die Deutschen zum Sparen? Welche Möglichkeiten gibt es, Geld anzulegen oder Ersparnisse auch im Alltag trotz niedriger Zinsen zu vermehren? Und wo drohen Anlegern Verluste?

Sparen trotz Zinstief Laut einer Emnid-Umfrage im Auftrag der Postbank legen trotz der niedrigen Zinsen rund 77 Prozent der Deutschen Geld zur Seite. 41 Prozent davon sparen jeden Monat, 23 Prozent unregelmäßig und zwölf Prozent mehrmals im Jahr. "Sparen bringt immer etwas!", sagt Geldanlage-Experte Manuel Kay vom Online-Verbrauchermagazin Finanztip. "Denn man legt ja nicht nur Geld zurück, damit es sich vermehrt, sondern vor allem, um für besondere Anschaffungen oder schlechtere Zeiten etwas parat zu haben." Die derzeitige Wirtschaftslage hat aber auch Auswirkungen auf die Sparlaune: Jeder Dritte gab an, sein Sparverhalten geändert zu haben: 16 Prozent haben das Sparen aufgegeben, zwölf Prozent legen mehr zurück und neun Prozent sparen weniger.

Geldanlagen Rund 50 Prozent der Deutschen lassen ihre Ersparnisse laut der Studie auf dem Girokonto. Auf Platz zwei der Sparanlagen landet der Bausparvertrag (38 Prozent). Die Immobilie gilt an guten Standorten als attraktive Wertanlage, Bausparer können sich die aktuell günstigen Zinsen für die zukünftige Immobilienfinanzierung sowie staatliche Zulagen sichern. Das klassische Sparkonto rangiert auf Platz drei (31 Prozent), gefolgt von der Lebensversicherung (28 Prozent) und dem Tagesgeldkonto (26 Prozent). Auffällig sind wachsende Investments in Aktien und Fonds: Jeder Vierte legt heute seine Ersparnisse in Wertpapieren an. 2011 und 2013 waren es nur 17 Prozent. "An der Börse können Anleger im Durchschnitt höhere Erträge erwirtschaften als mit dem Sparbuch - müssen dafür allerdings Risiken in Kauf nehmen", so Marco Bargel, Chefanlagestratege bei der Postbank. Das Sparschwein landet auf dem vorletzten Rang (18 Prozent), Verlierer mit 16 Prozent ist das Festgeldkonto.

Negativzins In Thüringen wird man sogar fürs Sparen bestraft: Als erste Bank in Deutschland verlangt die Skatbank einen Negativzins auf hohe Sparguthaben. Ab November sind Beträge auf Tagesgeldkonten von mehr als 500 000 Euro betroffen. Ab dieser Schwelle sind schon bisher keine Zinsen mehr gezahlt worden, künftig wird ein Minuszins von 0,25 Prozent fällig. Begründet wurde dieser Schritt mit der aktuellen Zinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB).

Lust auf Konsum Obwohl Sparen bei den Deutschen hoch im Kurz steht, nimmt aufgrund der Leitzinssenkungen der EZB der Konsum zu. "Neben den günstigen Zinsen steigern derzeit die positive Arbeitsmarkt- und Lohnentwicklung sowie die niedrige Inflation den Konsum", so Bargel. Eine Umfrage der Targobank bestätigt die Entwicklung. 49 Prozent der Befragten geben an, 100 000 Euro aus einer Erbschaft, Schenkung oder einem Lottogewinn dazu zu nutzen, sich selbst etwas zu gönnen - etwa Reisen oder größere Anschaffungen. Sparen auf Tages- oder Festgeldkonten erreicht lediglich Platz vier (31 Prozent) und für nur 14 Prozent wäre die längerfristige Anlage, etwa in Aktien oder Investmentfonds, eine mögliche Verwendung (siehe Grafik).

Sparen im Alltag Wer sparen will, sollte schon zu Beginn des Monats einen Teil des erhaltenen Gehaltszur Seite legen - das Konto ist voller, die Gefahr, doch alles auszugeben, sinkt Auch antizyklisches Kaufen spart Geld: Winterprodukte sollten im Sommer, Sommerprodukte im Winter erworben werden. Eine lukrative Praxis dabei: Handeln. Preisreduktionen oder Zubehör obendrauf sind möglich. Um Angebote zu vergleichen, helfen Preisvergleichs-Apps.

(RP)
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