2012: Aufholjagd an den Börsen Die Aktien trotzen der Schuldenkrise

Frankfurt/Main · Die Aktie ist wieder da. Noch 2011 schockte die Schuldenkrise die Märkte. Ein Jahr später scheinen die Sorgen um Griechenland und Co. eingepreist. Investoren vertrauen auf die Zusage von Währungshütern und Politikern, den Euro um jeden Preis zu retten. Auch dunkle Wolken für Solarwerte und der Flop der umjubelten Facebook-Aktie taten der allgemeinen Euphorie keinen Abbruch.

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Foto: dpa, Fredrik Von Erichsen

Nach dem besten Jahresstart seit seiner Geburtsstunde 1988 legte der Deutsche Aktienindex (Dax) 2012 fast 30 Prozent zu. Das ist das größte Plus seit 2003. Schon seit Monaten hält sich der deutsche Leitindex in einem nach wie vor unsicheren Umfeld stabil über 7000 Punkten. Den MDax katapultierte der Run auf Mittelstandswerte auf den höchsten Wert seit 2007 (11.493 Punkte). Zum Jahresschluss waren es 11.914 Punkte.

Optimisten sehen noch Luft nach oben: Geld ist billig und Aktien sind gefragt in Zeiten historisch niedriger Sparzinsen. "Ohne EZB wäre das systemische Risiko in den Märkten viel höher", meint der Chefanlagestratege der Deutsche-Bank-Fondstochter DWS, Asoka Wöhrmann. Europäische Aktien seien derzeit billig und wert, wieder angeschaut zu werden. In einer Umfrage der Nachrichtenagentur dpa-AFX sehen Experten den Dax Ende 2013 im Schnitt bei 8304 Punkten - ein weiterer deutlicher Anstieg verglichen mit dem Jahresschlussniveau 2012 von 7612 Punkten im verkürzten Handel am Freitag (28.12.12) - und damit auf einem neuen Rekordhoch.

Die Rettungsmilliarden der Europäischen Zentralbank (EZB) verdarben Sparern zwar beliebte Geldanlagen wie Tages- und Festgeld. Zugleich jedoch verhalfen sie Aktien zu einer Renaissance - auch bei eher börsenscheuen Deutschen.

Über zehn Millionen Deutsche investieren in Aktien

Im ersten Halbjahr 2012 steckten laut Deutschem Aktieninstitut (DAI) 10,2 Millionen Anleger in Deutschland Geld in Aktien und/oder Aktienfonds. Das waren 1,5 Millionen mehr als Ende 2011. Ein stärkeres Plus gab es nur im Jahr 2000, als die vermeintliche "Volksaktie" Telekom die Massen lockte.

"Die Aktie ist in einer Niedrigzinsphase, wie wir sie aktuell erleben, das einzige Papier, das mindestens Vermögenserhalt und zusätzlich Rendite verspricht", wirbt Aktieninstituts-Chefin Christine Bortenlänger. Das Institut rechnet vor: Wer Ende 1987, im Jahr des New Yorker Börsencrashs vom 19. Oktober ("Schwarzer Montag") Dax-Werte kaufte und bis Ende 2011 hielt, erzielte eine durchschnittliche jährliche Rendite von 7,7 Prozent.

"Wer einen Siemens-Kühlschrank kauft, Apple-Produkte mag oder gerne BMW fährt, kann guten Gewissens auch Geld in solche Unternehmen investieren", findet Bortenlänger. Das dachte sich vermutlich auch mancher Facebook-Fan, der im Mai Geld in den Mega-Börsengang des Sozialen Netzwerks steckte - und dann erleben musste, dass das Investment eher nicht für einen "Gefällt mir"-Daumen taugt.

Auch manches deutsche Unternehmen lockte das gute Klima aufs Parkett: Zum Eisbrecher wurde - nach langem Hin und Her - der Versicherer Talanx mit seinem Börsendebüt Anfang Oktober. Experten rechnen 2013 mit weiteren Börsengängen (Initial Public Offering/IPO): "Die deutlich gesunkene Volatilität an den Aktienmärkten verbessert das Umfeld für Börsengänge", erklärt Christoph Gruss von PwC. Siemens will seine Lichttochter Osram im Frühjahr an die Börse bringen, der Chemiekonzern Evonik könnte einen neuen Anlauf wagen.

Eher keinen neuen Anlauf für eine Fusion dürfte dagegen die Deutsche Börse nehmen: Anfang Februar 2012 ließen Europas Wettbewerbshüter den Traum der Frankfurter vom weltgrößten Marktplatz gemeinsam mit der New Yorker NYSE/Euronext platzen. Deutsche-Börse- Chef Reto Francioni schob Brüssel den Schwarzen Peter zu - und bekam von seinem Arbeitgeber einen neuen Vertrag bis Ende Oktober 2016.

(dpa/felt)
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